Aus! Aus! Aus! – Aus! – Das Spiel ist aus! – Italien ist im Endspiel und Deutschland muss nach Hause fahren. Auch im achten Anlauf kann die DFB-Auswahl bei einer Welt- oder Europameisterschaft nicht gegen die Squadra Azzura gewinnen und verlor verdient mit 1:2. Schon nach 45 Spielminuten stand die Halbfinalniederlage gegen Angstgegner Italien so gut wie fest. Die abgezockten italienischen Sturmspitzen hatten die deutsche Verteidigung zweimal erfolgreich düpiert. Bei Mario Balotellis Kopfballtor in der 20. Minute sahen Holger Badstuber und zuvor Mats Hummels ziemlich alt aus. Und in der 36. Minute hatte dann Philip Lahm im Laufduell mit Balotelli das Nachsehen und konnte den Italiener bei seinem satten Torschuss nicht mehr entscheidend stören. Deutschlands Anschlusstreffer, per Handelfmeter von Mesut Özil verwandelt, hatte zwar klasse, kam in der 92. Spielminute allerdings viel zu spät.
Computerspielfigur Mario Balotelli
Hätte Mario Balotelli bei seinem Torjubel zum 2:0 nicht mit Gelb-Rot vom Platz gestellt werden müssen? Theoretisch vielleicht schon, 1x Gelb für Trikotausziehen (absoluter Standard) und 1x Gelb für Verunglimpfung der gegnerischen Mannschaft durch martialisches Posing (natürlich Auslegungssache) wie im Computerspiel. In der Fußballberichterstattung im Fernsehen wird immer stärker auf anschauliche Computerspiel Ästhetik gesetzt. Die mediale Aufbereitung der Mannschaftsaufstellung bei der Europameisterschaft 2012, alle elf Spieler werden vor der Partie nacheinander mit verschränkten Armen in eine Übersichtsgrafik kultisch eingebunden, erinnert stark an die Inszenierung von Spielfiguren am Computer. Nach dem Portugiesen Christiano Ronaldo, der seine Freistöße schon seit Jahren rituell überhöht, aber sehr unterhaltsam zelebriert, nun also Mario Balotelli, der im Moment größter Freude, auf dem Platz wie eine Computerspielfigur agiert.
Bundestrainer Joachim Löw
Kurz vor Anpfiff der Partie überraschte Bundestrainer Joachim Löw wieder mit einer größeren Umstellung bei der Mannschaftsaufstellung. Auf Kosten des rechten Angriffsflügels wurde das deutsche Mittelfeld mit Toni Kroos verstärkt. Diese defensivere Ausrichtung der Deutschen sollte das Aufbauspiel der Italiener um Andrea Pirlo nachhaltig schwächen. Obwohl kein Maulwurf den Italienern diese taktische Umstellung von Joachim Löw frühzeitig verriet, funktionierte die Spieleröffnung der Azzurri leider trotzdem bestens. Dafür lahmte das deutsche Angriffsspiel etwas und die Partie war nach 36. Spielminuten so gut wie verloren. Sch…., wird sich vermutlich auch der Bundestrainer gedacht haben.
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