„Ja, is denn heut scho Weihnachten!?“
Der DFB strebt die Kommunikationsherrschaft über den organisierten Fußball an, denn: „Wenn sie die Kommunikationsherrschaft nicht haben, sind sie immer Verlierer.“ so Hartgeld-Theo, der Boss vom DFB und weiter: „Damit meine ich, dass wir nach außen hin sauber und glaubwürdig auftreten wollen.“
Nach innen wird also weiter geschmuddelt, dass sich die Lappen gruseln und gelogen, dass sich die Donnerbalken biegen?
Der DFB ein Abtritt des Grauens!?
„Kommunikationsherrschaft bedeutet für mich, dass drei Dinge in Einklang zu bringen sind: Inhalte, Personen und Kommunikation.“ Eine Aussage vom DFB-Führer, die bedenklich den stramm abgestandenen Geruch von Gleichschaltung verströmt, als wollte er den Vorwurf ein „unglaublicher Demagoge“ zu sein, den er als Goebbelsgleichsetzung auffasst, nachträglich untermauern, der aber schon Ende Juli vom Berliner Sportjournalisten Jens Weinreich über einen Auftritt von Dr. Zwangziger beim Deutschen Olympischen Sport-Kongress in Berlin im Zusammenhang von gerichtlichen Einschränkungen der Verbandsherrlichkeit erhoben wurde, wobei Dr. Z. Bosman-Urteil und Kartellamtsbeschluss vehement für die eingeschränkte Wettbewerbsfähigkeit des Deutschen Fußballs verantwortlich machte.
Dass man beim DFB aus einem Kommentar von Weinreich zu einem Blog zum Kartellamtsurteil eine gezielte Diffamierungskampagne bastelte, ist eine Auffassung, die die angerufenen Gerichte nicht teilen konnten, weil ein Bezug eben nur auf die spezifischen Äußerungen und nicht auf die Person im Allgemeinen gesehen werden kann. Den vorerst krönenden Abschluss bildet ein Artikel auf der DFB-Website: „DFB missbilligt Diffamierung von Dr. Theo Zwanziger … Das DFB-Präsidium hat ihn heute einstimmig darin unterstützt, dass ein solch gezielter Angriff auf die Integrität seiner Person journalistisch nicht haltbar ist.“ Faktisch aber gar nicht gemacht wurde und deshalb juristisch auch in keinster Weise anfechtbar ist, auf jeden Fall damit für beendet erklärt wurde. Ob das wirklich ein gangbarer Ausweg aus der Nummer war, darf stark angezweifelt werden, denn Weinreich sieht sich nun seinerseits diffamiert und sogar in seiner beruflichen Existenz bedroht, folglich lässt er alle rechtlichen Mittel prüfen. Es droht „die nicht für möglich gehaltene Verlängerung“.
Der Klassiker
Zur Ablenkung von solchen Unerfreulichkeiten wurde zum Saisonabschluss der DFB-Auswahl auch mal wieder Fußball gespielt, und zwar so schlecht, dass man sich auch mal wieder über etwas anderes aufregen konnte: Deutschland – England, ein ausverkaufter Klassiker, ein echter Selbstläufer, so dass man im Deutschen Team dafür keine Veranlassung zu haben schien. Der Basta- gegen den Pasta-Trainer, nach dem Gequatsche mit Soße und dem Gefeilsche mit Dr. Pfund, der mal wieder aus dem Vollen wuchern konnte, kann das unbekömmliche Menü kurz so charakterisiert werden: In die Pfanne gehauen, Alles anbrennen lassen, Deckel drauf und dann nicht abserviert, fröhliche Weihnachten.
Kommunikationsherrschaften
Die Kommunikationsunbeherrschtheiten, mit denen die Fußballanhängerschaft seit Monaten belästigt wurde, haben die zweite Hälfte des Jahres nach der EM beherrscht. Der große Gewinner der Europameisterschaft war ja bekanntlich Bundestrainer Joachim Löw, die anderen sind alle nur Zweiter geworden. Da hätte man erwarten können, dass so ziemlich Alles richtig gemacht wurde, vielleicht bis auf das Finale gegen Spanien zu verlieren, – wie verloren wurde, hätte für meinen Geschmack aber ausgereicht, die Übungsleiter weg zu stellen.
Das Monate dauernde Hickhack, das Ballack und Bierhoff direkt nach Abpfiff des Finales begannen und zu dessen Kontraproduktivität sich die gesamte deutsche Fußballprominenz inzwischen bedauernd geäußert hat – bis auf den Bundestrainer – hat für nachhaltige Verunsicherungen in allen Mannschaftsteilen gesorgt, und die Wunschvorstellung, eine Kommunikationsherrschaft zu etablieren, konterkariert.
Geisterfahrer an der Informationslenkung
Der Schwenk von Fehlertoleranz plus Stammplatzgarantie zu unnachsichtigem Konkurrenzkampf und gezielter Verunsicherung, flankiert von Verbalgrätschen des Quartiermeisters und dezentem Wegducken des Chefs, hat ein völlig überflüssiges Führungsdefizit entstehen lassen. Solche abrupten Strategiewechsel werden normaler Weise von einer gründlichen Fehleranalyse begleitet, was sicher auch die Mannschaftsführung hinter gut verschlossenen Türen getan haben wird, bis zu den Spielern hat man anscheinend Nichts durchsickern lassen. Dass die neuen Kriterien nicht wirklich konsequent durchgehalten werden, macht die Sache noch komplizierter. Lukas Podolski hat die Stammplatzgarantie anscheinend noch, die es eigentlich gar nicht mehr gibt und das obwohl er im Verein zeitweise sogar von der Taktik auf die Bank verdrängt wird, Thomas Hitzlsperger, aktuell in einer ganz tiefen Formkrise, hatte sich eine kreative Auszeit auch mehr als verdient.
Ballack und Frings durften zurecht davon ausgehen, dass sie sich soetwas wie den Status von Korsettstangen im deutschen Mittelfeld erarbeitet hatten und die Eckpunkte der Raute bildeten, wo zwischen Defensive und Offensive umgeschaltet wird: die Seele des Spiels also, die bei Frings auch mal etwas baumelt, besonders wenn es nicht wirklich um etwas geht, was völlig normal ist in dem Alter. Trotzdem sollte man sowas nur vorsichtig rausziehen und das vorher ankündigen und nachfragen, ob es jeder verstanden hat. Die Defizite in der Kommunikation bei den Spielern festzustellen und das als Unprofessionalität zu geißeln, dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach die Stimmung nachhaltig vergiftet haben. Wenn dann noch Alle ihre Lektion in Medienschulung gelernt haben und ihr Berufsbild als Nationalspieler internalisiert haben, kann man den Ton noch beruhigter wegschalten oder das Gerät ausmachen.
Das Machtwort in Tateinheit
Das hat normal ausschließlich der Cheftrainer zu verantworten, wenn Spieler glauben: mein Trainer versteht mich nicht und sich deshalb an die Öffentlichkeit wenden, sollten die Verantwortlichen das mehr als ernst nehmen. Die Einbestellung zur Abstrafung in Form einer zweistündigen Verabreichung von Sonderwortmüll bei gleichzeitiger zu Kenntnisnahme der Motivationslage war noch nicht das letzte Machtwort, nach der Grundsatzansprache vor dem Englandspiel wissen wieder Alle Bescheid und können sich dazu noch gerne haben. Wie aus einer um sich greifenden Orientierungslosigkeit der Nationalmannschaft der Bundestrainer immer wieder als strahlender Sieger hervor geht, so dass „Doc 20Cent“ aus dem Schwärmen gar nicht mehr in die Realität zurück findet, ist für einen gelernten Kommunikationstheoretiker ein Phänomen, das den unbedingten Forscherdrang aufs Heftigste herausfordert.
Die Torwartfrage
Jens Lehmann durfte sich aus dem Kreis der Nationalmannschaft nicht mit einem Länderspiel verabschieden. Der Bundestrainer und sein Expertenstab mussten vor der Winterpause den aufstrebenden Nachwuchskräften anscheinend unbedingt noch die nötige Spielpraxis unter ihrer umsichtigen Anleitung verschaffen, obwohl die letztendliche Klärung der Torwartfrage in diesem Jahr nicht mehr wirklich richtig wichtig war, jedenfalls nicht vor Weihnachten. „Wir müssen unsere Länderspiele dazu nutzen, damit unsere jüngeren Torhüter möglichst viel Spielpraxis in der DFB-Auswahl auf internationaler Ebene sammeln können. …“ „Auf internationaler Ebene“ – darauf muss man in dem Zusammenhang erstmal von selbst kommen.
René Adlers internationale Erfahrung ist in der Tat sehr überschaubar, allerdings ist er auch schon besser als Kahn es jemals gewesen ist, was vor Allem auf dessen eklatante fußballerischen Defizite zurück zu führen ist, nur die einschüchternde Körpersprache mit aggressiven Aufplustern, grimmigen Blick und Fletschen der Schneidezähne könnte er noch lernen – aber wer bitte, möchte das noch sehen? Der sollte dann auch besser Tierfilme gucken! Ohne schwerwiegende Verletzungen von Adler könnte sich die Torwartfrage erst 2022, bei denen, die überleben wollen, wieder stellen. Was vor Ihm zurzeit im Strafraum rumturnt, könnte aber ganz gut eine heftige Zurechtweisung nebst verständlicher Gebrauchsanweisung für das Spielgerät von einem verdienstvollen Altinternationalen dringend gebrauchen.
Motivation aus Erfahrung
Dass René Adler, Tim Wiese oder Manuel Neuer von den Erfahrungen einer 20jährigen Torwartkarriere im bezahlten Fußball erheblich mehr hätten profitieren können als von einem Spiel, dass eher ein stimmungsvoller Ausklang der Länderspielsaison war, wo alle darauf geachtet haben, sich nicht zu verletzen, als sportlicher Gradmesser zu sein, war eigentlich Allen klar. Alles ist auf Herbstmeisterschaft, Champions League und Uefa-Pokal fokussiert und im Hinterkopf schon die unerbittlich herannahende Herausforderung der Weihnachtseinkäufe.
„Jens hat für den deutschen Fußball viel geleistet und war für mich in unserer vierjährigen Zusammenarbeit stets ein wichtiger Ansprechpartner. Seine Führungsqualitäten und sein professionelles Verhalten haben mich immer beeindruckt. Im Training und Spiel konnte er sich immer auf den Punkt konzentrieren. Ich habe bisher nur wenige Profis kennengelernt, die so positiv und prägnant ihre Erfahrung eingebracht haben, um gemeinsam alles für den Erfolg zu geben.“
Schlüssiger kann nicht begründet werden, dass Lehmann hätte spielen sollen, beispielgebender konnte sich das ein Trainer in dieser Phase der Vorbereitung nicht gewünscht haben. Von der Motivation, die die Anerkennung als Sportler in einem offiziellen Abschiedsspiel auf aufstrebende Jungnationalspieler haben könnte, vergoldet mit der Aussicht auf anhaltenden Werbewert über das Karriereende hinaus – flankierende Bildschirmpräsenz vorausgesetzt – gar nicht zu reden. Weiter kann aber auch die Schere zwischen Wort und Untat nicht auseinander gehen, so begibt man sich in die große Gefahr, seine Autorität zu verspielen. Bei lauwarmen Abspeisungen noch dazu mit der muffigen Anrüchigkeit des wieder Aufgewärmten dauert es dann sicher nicht mehr lange, dass die Mannschaft für ein Fell sammelt und den Jogi komplett macht, weil äußerst akribisch daran arbeiten, nichts dem Zufall zu überlassen, erweist dem Spaß am Spiel manchmal einen Bärendienst.
Machtwort in Tateinheit
Die Torwartfrage so hoch aufzuwerfen, wo sich Alle einig sind, dass das das geringste Problem der DFB-Elf ist, war wieder mal der typische Fall von der falschen Baustelle, die dafür aber wenigstens ordnungsgemäß gesichert war. Da wurde mit viel Getöse sperrangelweit offenstehende Scheunentore eingerannt und hinterher haben sich Alle die Schulter gehalten, was allerdings auch vom gegenseitigem Klopfen gekommen sein könnte. Die fachlichen Qualitäten von Joachim Löw mögen vollkommen außer Frage stehen – bei mir übrigens in keinster Weise – sie scheinen sich aber bedauerlicher Weise stark auf das rein Fußballerische zu kaprizieren, obwohl die letzte Vorstellung Alles schuldig geblieben ist. Streng genommen ist auch noch einzuwenden, dass Schweizer Schiedsrichter schon neutraler gewesen sind, von dem Dienstvergehen ganz abgesehen, war das gestern Foul und Abseits und Busacca war nur auf Ausgleich zum von ihm ebenfalls geleiteten Hinspiel bedacht. Wenn man die beiden krassen Fehlurteile nicht zur Kenntnis nimmt, also eigentlich ein klares 1:0, obwohl man nicht den besten Tag erwischt hatte.
Zum Wochenende wird der erste Schnee über das Gras gefallen sein, einige Spiele werden ausfallen und die allgemeine Aufgeregtheit im Spielbetrieb noch vergrößern. Herr Bierhoff hat endlich Gelegenheit die in Frage kommenden Unterbringungsmöglichkeiten für das nächste Großereignis mit der gebotenen Sorgfalt zu inspizieren, Herr Löw wird mit der ihm eigenen Akribie vor Allem im Südwesten, der Straßenverhältnisse wegen, seinen Kader auf Schritt und Tritt beobachten und wie gewohnt tolle Arbeit leisten. In der Winterpause hat er dann die nötige Ruhe, eine noch gewieftere Taktik auszuarbeiten und neue Strategien und Kommunikationswege sie auch seinen Spielern verständlich zu machen. Handy, E-Mail und vielleicht mal eine selbstgestaltete Grußkarte zum Jahreswechsel können für die richtige Einstellung zu Beruf, Trainer und Ball Wunder bei den Profis wirken. Die Mannschaft sollte schon wissen was gespielt wird und vielleicht auch etwas detaillierter als Fußball. Im Sturm weiß einer immerhin noch ein bisschen was Genaueres: „Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel.“ Und da gilt es, nichts dem Zufall zu überlassen. Klare Ansagen machen, klare Kante zeigen, für klare Verhältnisse sorgen und dann vielleicht noch die Zuständigkeiten, die die Mannschaft betreffen, mit dem Teammanager klären. So dass man sagen kann:
„Gut gebrüllt, Löw´!“
Um mit Shakespeare eine elegante Überleitung auf die Aussicht zu machen, die nächste Chance zur Unsterblichkeit für unsere Helden 2010 am Kap der Guten Hoffnung mitzuerleben oder schweißgebadet aus einem Sommernachtsalptraum zu erwachen, während die Chefbetreuer sich als Testfahrer noch schnell etwas dazu verdienen müssen.
„Ich bin erstaunt, wie heftig der S 400 mit Hybrid beschleunigt. Den zusätzlichen Schub des Elektromotors beim Anfahren spürt man tatsächlich sehr gut“, sagte Oliver Bierhoff.
„Die Start-Stopp-Funktion ist fantastisch. Man merkt beim Anfahren gar nicht, dass der Motor vorher aus war. Er ist sofort wieder da, es gibt keine fühlbare Verzögerung“, so Joachim Löw.
Wenn dann auch die letzte Sprechblase geplatzt sein wird und sie schon im nächsten Oktober das Projekt gegen die Russen und Finnen vor die Torwand gefahren haben werden, hofft der gemeine Fan, es ist Beton.
Vielleicht ist es aber auch nur „Don Blech“ aus der Puppenkiste, und dann heißt es zum Mitsingen:
2-3-4 verspielen wir
ohne Sinn den Gewinn,
auf dem Platz mit Rabatz
kriegen wir vor`n Latz.
Und das geht:
schepper, schepper, roll, roll,
rumpel, rumpel – jawoll!