Anstatt dass die Hertha-Mannschaft zum Rückrundenauftakt ein spielerisches und kämpferisches Feuerwerk entfachte und damit gleich allen Kritikern den Wind aus den Segeln hätte nehmen können, mussten Trainer Jos Luhukay und alle blau-weißen Fans im Weser-Stadion sowie an den TV-Geräten mitansehen, wie ein Hertha-Matchplan zum Desaster geriet. Ohne sich auch nur eine einzige Torchance erspielt zu haben, unterlag Hertha BSC gegen Werder Bremen mit 0:2. Ein Auftaktdebakel wie es drastischer kaum vorstellbar war.
Peter Niemeyer nahm den Abstiegskampf voll an. Zur Halbzeit musste er dann leider mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ausgewechselt werden.
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Substanz des Hertha-Kaders
Wie schon in den letzten Spielen gegen Eintracht Frankfurt und 1899 Hoffenheim schmerzlich zu erfahren war, ohne Per Skjelbred im Zentrum ist die Mannschaft nicht konkurrenzfähig. Denn aktuell reicht die Substanz des Kaders nicht, um die Lücken zu schließen, die Verletzungen und Formschwächen gerissen haben. Wenn denn auch Dauerläufer Skjelbred ausfällt, ist der Aderlass einfach zu groß, um sich als Bundesliga-Etablierer zu präsentieren. Hoffentlich fällt Per Skjelbred nicht wochenlang aus. Sonst sieht es im Abstiegskampf so richtig düster aus. Wie dünn die Personaldecke mittlerweile ist, zeigten die Auswechslungen, die Jos Luhukay zur Halbzeit vornahm.
Bei einem aussichtsreichen Konter wurde Nico Schulz vom Bremer Alejandro Galvez übel weggegrätscht.
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Schwarzer Peter Nico Schulz
In der ersten Halbzeit erkannten die Bremer schnell, Hertha ist auf der linken Abwehrseite ziemlich verwundbar. Auch dem Zuschauer entging nicht, wie oft Herthas Linksverteidiger Nico Schulz in Bedrängnis geriet und gefährliche Flankenläufe der Hausherrn zulassen musste. Lag es daran, dass John Anthony Brooks ihn hätte besser unterstützen müssen? Lag es daran, dass Peter Niemeyer oder Valentin Stocker in den entscheidenden Momenten nicht zur Stelle waren? Oder lag es daran, dass Nico Schulz als verkappter Mittelfeldspieler viele Offensiv-Aktionen der Berliner aktiv mitgestaltete und deshalb seine Abwehraufgaben vernachlässigte? Jedenfalls entschied sich Hertha-Trainer Jos Luhukay Nico Schulz den Schwarzen Peter zuzuschieben und ersetzte ihn zur Halbzeit durch den blassen Johannes van den Bergh. Die Quittung für diese Maßnahme kam prompt. Ohne Nico Schulz war dann auch das letzte unberechenbarere Element in Herthas Offensivbemühungen eliminiert. In der zweiten Halbzeit fand kein Aufbäumen, keine Aufholjagd statt. Und der Trainer hatte keine Idee, wie das Spiel hätte durch eine taktische Umstellung gedreht werden können. Die Blau-Weißen fanden keine Lösungen und ergaben sich ihrem Schicksal wie ein zukünftiger Absteiger.
Für Hertha-Trainer Jos Luhukay brechen schwere Zeiten an. Sehr gut möglich, dass Hertha bald Tabellenplatz 18 belegt.
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Jos Luhukay mit 3er-Abwehrkette in Bremen
Kaum war der Spielberichtsbogen mit den Mannschaftsaufstellungen öffentlich zeichnete sich ab, Hertha-Trainer Jos Luhukay wollte mit einer 3er-Abwehrkette in Bremen erfolgreich sein. Sebastian Langkamp, Fabian Lustenberger und John Anthony Brooks bildeten das Abwehr-Bollwerk, welches den Bremer Stürmern den Schneid abkaufen sollte. Da aber Werders Mittelstürmer di Santo beide Treffer zum Sieg erzielte, klappte dieses Vorhaben nur sehr bedingt. Aber insbesondere das Hertha-Mittelfeld enttäuschte bei der neuen Aufstellungsvariante auf der ganzen Linie. Ronny erwischte einen rabenschwarzen Tag. Hatte Jens Hegeler in den letzten Partien als Innenverteidiger auch viele ansprechende Aktionen in seinem Spiel zu verzeichnen, so blieb er im Mittelfeld gegen Bremen erneut fast alles schuldig. Und warum der technisch versierte Valentin Stocker auch nach einem halben Jahr Eingewöhnungszeit immer noch wie ein Fremdkörper im Spiel der Berliner wirkt, erschließt sich dem Fan nicht so richtig. Passt Stocker nicht ins System?
Schiedsrichter Dr. Felix Brych
Ticker. Werder Bremen – Hertha BSC – 2:0 (1:0). 40.187 Zuschauer sahen im Bremer Weser-Stadion einen souveränen SV Werder. Hertha BSC präsentierte sich wie ein klarer Abstiegskandidat. Schiedsrichter Dr. Felix Brych und sein Schiedsrichtergespann behielten in der hart geführten Partie den Überblick und verteilten zwar sieben Gelbe aber auch keine Rote Karte. Vielleicht hätte das überharte Einsteigen des Bremer Innenverteidigers Galvez gegen den sprintenden Nico Schulz auch Rot verdient gehabt. Aber Schulz schien nicht verletzt worden zu sein. Den Herthanern Stocker, Niemeyer und Hegeler zeigte Dr. Felix Brych jeweils die Gelbe Karte. Die Tore für Werder Bremen erzielte der bestens aufgelegte die Santo in der 43. und 69. Spielminute. Herthas Spieler mit der größten Laufdistanz: Dauerläufer Peter Pekarik mit 11,95 gemessenen Kilometern.
Hertha BSC gegen Werder Bremen
Hertha-Mannschaftsaufstellung und Einwechselspieler:
Hertha-Spiele Fußball-Historie
Ältere Spielberichte, Informationen und Meinungen zu Begegnungen beider Mannschaften vom Schiedsrichtergespann:
25. August 2014 – Hertha BSC – Werder Bremen – 2:2
05. Mai 2014 – Werder Bremen – Hertha BSC – 2:0
16. Dezember 2013 – Hertha BSC – Werder Bremen – 3:2
05. März 2012 – Hertha BSC – Werder Bremen – 1:0
25. September 2011 – Werder Bremen – Hertha BSC – 2:1
05. Februar 2010 – Werder Bremen – Hertha BSC – 2:1
30. August 2009 – Hertha BSC – Werder Bremen – 2:3
19. April 2009 – Hertha BSC – Werder Bremen – 2:1
01. November 2008 – Werder Bremen – Hertha BSC – 5:1
1. Bundesliga 18. Spieltag:
1. Bundesliga 18. Spieltag:
Pressekonferenz mit den Trainern Jos Luhukay und Viktor Skripnik
Werder Bremen – Hertha BSC
HerthaTV, der offizielle YouTube-Kanal von Hertha BSC
2. Februar 2015 um 18:06
OMG das Wort „Desaster“ bereits in der Titelzeile.
16 Spiele noch in der Rückrunde.
Und keinerlei Anzeichen auf Besserung in Sicht.
2. Februar 2015 um 21:14
In 16 Spielen kann noch viel passieren. Aber würde Hertha ab sofort immer mit der Aufstellung und der Taktik wie gegen Bremen auflaufen müssen, würde ich für unseren Lieblingsverein schwarz sehen. Mut macht natürlich, dass der HSV und der VfB die Dauerkrise anscheinend auch nicht abschütteln können.
3. Februar 2015 um 12:44
Im Gegensatz zu Hertha haben der HSV und der VfB in dieser Saison bereits den Trainer und den GF Sport gewechselt. Soweit ich das Transfergeschehen verfolgen konnte, hat nur der HSV im Januar neue Spieler geholt.
Ich wage keine Prognose darüber, welcher Verein mit welchen personellen Maßnahmen in den kommenden 16 Spielen Platz 15 oder höher erreichen wird.
3. Februar 2015 um 22:13
Heute eine Prognose darüber abzugeben, wer am Ende der Saison absteigen wird, ist wahrlich schwierig. Sieht stark danach aus, dass viele Vereine bis zum Schluss in der Verlosung bleiben. Leider wird Hertha dazu gehören. Die Verletzungsmisere ist bitter und die fehlende Entwicklung der Mannschaft ebenso.