Nach sensationellem Comeback erkämpft Hertha BSC bei Bayer Leverkusen ein 3:3 Unentschieden. Für Herthas Schlussspurt in die Relegation könnte dieser Auswärtspunkt auch deshalb maßgeblich werden, weil die angeknackste Psyche der Mannschaft dieses Erfolgserlebnis so dringend benötigt, um in den letzten 3-5 noch ausstehenden Partien dieser Horrorsaison an die Grenzen des Machbaren zu gehen. Das Spiel hat auch gezeigt, trotz vieler verletzungsbedingter Ausfälle und akuter Formschwäche einiger Akteure, die Hertha-Mannschaft ist in der 1. Bundesliga konkurrenzfähig und sie hat sich mitnichten im Abstiegskampf aufgegeben.
Hertha-Torwart Thomas Kraft hält Elfmeter
Hertha-Torwart Thomas Kraft hält vielleicht den wichtigsten Elfmeter seiner noch jungen Karriere. Den von Rolfes wahrlich nicht schlecht geschossenen Strafstoß lenkte Kraft mit einer Mega-Parade an den Pfosten und verhinderte damit das mit Sicherheit für die Partie vorentscheidende 1:3. Seit Beginn der Bundesliga-Saison ist Thomas Kraft beständig gut und verlässlicher Rückhalt der Mannschaft. Obwohl die vor ihm tätige, in den bislang 31 Ligaspielen häufig umgestellte Viererkette viele sehr schwache und ebenso viele sehr unglückliche Verteidigungsaktionen zeigte, ließ Kraft sich nie beirren und schon gar nicht nachhaltig verunsichern. Irgendwie erinnert er in Vielem an den Torwart-Titan Oliver Kahn, mit dem er mehrere Jahre bei Bayern München zusammen trainierte. Auf den Punkt Konzentration bis in die Zehenspitzen und Siegeswille pur.
Zwei Tore Tunay Torun
Thomas Krafts aktiv vorgetragene Einflussnahme auf das Spiel und insbesondere seine Mitspieler geht eindeutig über sein Reich, den 16-Meterraum hinaus. Sein Aktionsradius erreicht bisweilen sogar die Hertha-Stürmer. Im Spiel gegen Bayer Leverkusen sprintete Kraft aus seinem 16er hin zum gerade eingewechselten Stürmer Tunay Torun, um ihn vor aller Augen vehement wachzurütteln und damit zu Höchstleistung zu pushen. Denn nur wenige Momente später schoss Torun die wichtigsten Tore in seiner noch kurzen Hertha-Bundesligakarriere. Zwei von den Berlinern bestens vorgetragene Konter schloss jeweils Torun mit perfektem Torschuss zum Torerfolg ab.
Otto Rehhagel kann es schaffen
Die letzten Hertha-Spiele zeigen, das Trainerteam um Otto Rehhagel hat die Mannschaft fest im Griff, um die Relegation zu erreichen und auch gewinnen zu können. Die im Abstiegskampf so wichtigen Nerven versagen bei Herthas Spielern zwar des Öfteren, aber der Wille zum gemeinsamen Klassenerhalt ist trotz der vielen derben Rückschläge ungebrochen. Und endlich zeigt die Formkurve von Raffael nach oben, Nikita Rukavytsyas Stärken führen immer häufiger zu Torgefahr und Lasogga hat sein Tor gemacht. Spätestens in den Relegationsspielen müsste Rehhagel die Mannschaft gut genug kennen, um seine riesige Erfahrung gewinnbringend für Berlin wirken zu lassen.
Kopfballtor Pierre-Michel Lasogga
Neben Thomas Kraft ist gerade Pierre-Michel Lasogga einer, der seine Mitspieler mitreißen will. Seine bärige, jetzt geht es aber los Körpersprache beim Jubel nach seinem starken Kopfballtor zum 1:2 (mit viel Übersicht von Lell vorbereitet) war äußerst erfrischend und Labsal für alle Hertha-Fans, die das Fell des Bären gerade wegschwimmen sahen. Nicht jedem guten Fußballspieler ist gleichzeitig auch Führungs- und Motivationsstärke auf dem Platz in die Wiege gelegt. Herthas tragende Säulen Niemeyer, Hubnik, Raffael, Ramos und auch Ottl scheint es nicht richtig möglich, während des Spiels ihre Mitspieler antreiben oder gar mitreißen zu können. Aber gerade wenn es schlecht läuft, wird nach einer signifikant besser funktionierenden Aufmunterungsstrategie im Mannschaftsgefüge gesucht. Nicht umsonst wurde deshalb auch vor der Saison Maik Franz verpflichtet, der als aggressiver Leader das eine oder andere Kampfspiel zu Herthas Gunsten hätte pushen können und gerade im ewig andauernden Abstiegskampf schmerzlich vermisst wird.
Schiedsrichter Michael Weiner
Ticker. Bayer Leverkusen – Hertha BSC 3:3 (1:0). Vor 29.704 Zuschauern in der BayArena von Leverkusen erkämpfte Hertha BSC einen Punkt, der in der Endabrechnung noch sehr wichtig werden könnte. Denn trotz Trainerwechsel verlor der Hauptkonkurrent im Abstiegskampf, der 1. FC Köln, mit 0:3 in Gladbach und steht in der Tabelle aktuell mit nur einem Punkt Vorsprung vor der Hertha. Bei dem um sieben Zähler schlechteren Torverhältnis der Kölner muss Hertha in den letzten drei Partien wohl genau diesen einen Punkt mehr ergattern als die Kölner, um dann bei Punktgleichheit den Strohhalm Relegationsplatz mit beiden Fäusten zu packen. Für absolute Hochspannung im Abstiegskampf bleibt für die Berliner und ihre Fans also weiterhin gesorgt. Schiedsrichter Michael Weiner zeigte Perdedaj die Gelbe und dem Hertha-Kapitän Levan Kobiashvili die Rote Karte wegen Notbremse. Die drei Tore für Hertha BSC erzielten die eingewechselten Pierre-Michel Lasogga in der 62. und Tunay Torun in der 71. sowie 77. Spielminute. Die Tore für Bayer Leverkusen erzielten Schürrle mit einem feinen Distanzschuss in der 44. sowie Kießling in der 51. und 84. Minute. Herthas Rekordläufer der Partie: Nikita Rukavytsya mit 11,96 gelaufenen Kilometern.
–
Mannschaftsaufstellung Hertha BSC:
–
Hertha-Spiele Fußball-Historie
Ältere Spielberichte, Informationen und Meinungen zu Begegnungen beider Mannschaften vom Schiedsrichtergespann:
26. November 2011 – Hertha BSC – Bayer Leverkusen – 3:3
01. Mai 2010 – Bayer Leverkusen – Hertha BSC – 1:1
11. Dezember 2009 – Hertha BSC – Bayer Leverkusen – 2:2
14. März 2009 – Hertha BSC – Bayer Leverkusen – 1:0
04. Oktober 2008 – Bayer Leverkusen – Hertha BSC – 0:1
–
1. Bundesliga 31. Spieltag:
–
–
1. Bundesliga 31. Spieltag:
–
–
16. April 2012 um 16:53
Ein Punkt und ein Torverhältnis für die Hoffnung auf die Relegationsspiele. Unfassbar, dass es nach 31 Spieltagen Mannschaften gibt wie den 1. FC Köln, deren Torverhältnis noch schlechter ist als jenes der HERTHA, welche durch ständige Wechsel in der Innenverteidigung die Gegner zum Torschießen einlädt. 🙁
17. April 2012 um 13:45
Dass Hertha in dem Spiel nochmal zurück kommen konnte, ist ausschließlich dem gehaltenen Elfer zu verdanken. Bayer hat darauf völlig die Konzentration verloren und mit zwei schönen Powergraupen das Messer selber aufgeklappt, in das sie dann hinein gelaufen sind. Normalerweise musste das tödlich sein.
Die Gefahr, dass es für den Relegationsplatz doch nicht reicht, ist leider auch nicht unerheblich. Das Schlimmste, was passieren könnte, wäre, dass Freiburg bei 96 gewinnt und ausgiebig den Klassenerhalt feiert, der FCB ist konzentrationsmäßig auch nicht mehr wirklich auf das Saisonfinale in der Liga fokussiert, egal wie das Halbfinale gegen Real ausgeht.
Das könnte schade werden.
19. April 2012 um 12:03
So ein Tabellenrechner ist zum Ende der Saison hin eine sehr unterhaltsame Spielerei. Das die Freiburger und die Bayern gegen den 1. FC Köln Punkte liegen lassen, weil es für sie um nix mehr geht, ist durchaus möglich. Hoffentlich verliert Köln erstmal gegen Stuttgart und Hertha besiegt Kaiserslautern. Dann sieht Herthas Lage schon um einiges rosiger aus. Von Vorteil für Hertha wäre sicher auch, wenn die Hoppenheimer am letzten Spieltag trotz eines Auswärtssieges nicht mehr international mitspielen dürften. Also bittschön eine Heimniederlage für die erstarkten Hoppenheimer gegen die derangierten Leverkusener.