Ein Orginalunfallbericht
Am Steuer des VWfL: Schiedsrichter Kircher, dessen Steuerkünste noch weit unterhalb der von Felix Magath beklagten aber noch nicht bezahlten Sau rangieren.
In einer immer fairen Partie, die im ersten Abschnitt ein von Taktik geprägter Langeweiler war, die nichts dringender als ein Tor gebraucht hätte, nutzte der „Unparteiische“ konsequent seine Möglichkeiten, die Dramatik aus dem Spiel zu nehmen und Hertha von der Tabellenspitze zurück zu pfeifen.
Das Kopfballtor von Cicero in der 30. Minute, das wegen eines angeblichen Foulspiels von Rodnei gegen Madlung keine Anerkennung fand, hatte das Spiel bitter nötig, um wenigstens der Schlussphase der ersten Halbzeit etwas Leben einzuhauchen, das Schiri Kirchner mitleidlos im Keim erstickte.
Rodnei, als Herthinho die Idealbesetzung
Im Stadion musste man von einem ungeschickten Zweikampfverhalten von Rodnei, einem kantigen brasilianischen Innenverteidiger der ungelenken Art vom Typ, tapsiger Tanzbär ausgehen, dem jegliches fußballerische Zutrauen gefehlt hat, der aber aussieht als könne er Einwürfe locker bis in die Platzmitte schleudern, die dann aber auch nur von der verzagtesten Sorte waren. Wie Herthatrainer Favre den auf die schiefe linke Außenbahn hat kommen lassen, ist für mich völlig unverständlich, besonders weil man sich noch kurz vor Listenschluss mit einem ganz ausgebufften Argentinier zu verstärken geglaubt hatte.
Rodnei im Zusammenspiel mit Nicu, dessen vorbildliche Laufbereitschaft leider jegliche Effektivität nach vorne vermissen ließ, machten die linke Angriffseite zur Sackgasse.
Spiel gegen den Ball
Über Rechts mühte sich Ebert mit großer Einsatzfreude, die von Ihm getretenen Standards hatten allerdings die volle Bandbreite an Streuverlusten: Das reichte von Ecke von rechts, Kopfball Cicero, Tor, aberkannt bis Freistoß von halblinks, hoch über das Tor, Abstoß.
In der Mitte arbeiteten Cicero und Dardai sehr gut gegen den Ball und weniger gut mit ihm, so dass Raffael und Voronin nicht wirklich ins Spiel kommen und torgefährlich werden konnten.
Hinten standen Simunic und Friedrich gewohnt sicher, der VfL kam meistens über seine linke Seite aber bis auf ein paar unergiebige Ecken und reichlich Arbeit für Stein kam nichts Nennenswertes dabei heraus. Drobny in Kurzarbeit.
Halbzeithalali
Unverändert aber wie verwandelt kommt die Hertha aus der Kabine und agiert wie eine Heimmannschaft, die die Wölfe in Rudeln hetzt und sich eine klare Überlegenheit erarbeitet. Nach einigen vergebenen guten Chancen gehen die Berliner in der 62. Minute völlig verdient durch einen Kopfball von Cicero nach Flanke von Ebert, der den Ball nach schlechtem Abwurf von VfL-Keeper Lenz erkämpft und gleich von halbrechts vors Tor schlägt, in Führung. Hertha ist jetzt am Drücker, versucht aber fast immer den Ball durch die Abwehrmauer in den Strafraum durchzustecken anstatt jemanden auch mal in aussichtsreiche Schussposition zu bringen und den nicht immer sicheren Schlussmann der Wolfsburger bei unangenehm nasskaltem Wetter zu prüfen.
Dzeko hält die Kette stramm
Heimtrainer Magath reagiert und bringt für den langen Madlung den beweglicheren Okubo, nachdem schon kurz vor Ciceros Tor der junge Stürmer Esswein für Linksverteidiger Karimow gekommen war.
Es entwickelt sich ein offenes und spannendes Spiel, bei dem Dzeko im Sturmzentrum der „Wölfe“ wie weiland der „Schwarze“ unablässig an den Ketten zerrt, sich von Stein losreißen kann und nach präziser Flanke von Gentner aus halbrechter Position sicher aus fünf Metern mit dem Kopf verwandelt.
Ebert geht für Babic raus, Rodnei muss das 2:1 aus Nahdistanz für Hertha machen.
Wolfsburg bringt den zweiten Japaner für Spielmacher Misimovic, der erste schießt knapp an Drobnys Tor vorbei, der so gut wie keine Gelegenheit hat, seine Klasse zu zeigen.
Raffael hämmert das Leder aus gut zehn Metern an den rechten Pfosten, während Voronin auf die Linke Eckfahne aufpasst und die Zuschauer beiderseits versuchen, sich mit dem Unentschieden anzufreunden, geht Schäfer auf Links an Stein vorbei und flankt hoch auf den zweiten Pfosten, wo Dzeko Simunic erst am Ärmel zieht und dann mit beiden Händen auf die Knie runterdrückt um den Ball über die Unterkante der Latte ins Tor zu köpfen.
Referee Kircher pfeift, – TOR!
Hilfeschreie auf dem Zwischenrang: „Blindenhund entlaufen!“
Nach anfänglichem Staunen, flehenden Blicken an die Seitenlinie und heftigen Protesten von Simunic und Kapitän Friedrich bei der Spielumleitung, gehen auch an der Berliner Bank die ersten Birnen an, nützt aber alles nichts, das Tor zählt.
Lucien Favre versucht mit frischen Stürmern das Unglück noch abzuwenden, aber Chermiti und Domovchiyski können in knapp fünf Minuten gerade noch einigermaßen warm werden.
Die letzte gute Aktion bleibt dem vom Hilfsschiri protegierten Spieler des Tages vorbehalten, der in beeindruckender Manier links durchgeht und wunderbar in die Mitte gibt, wo Esswein vorher lieber ein Bier hätte trinken sollen und die Pille kläglich versemmelt.
„Man of the match“
In diesem Fall bedauerlicher Weise der schwächste Mann auf dem Feld, der Schiedsrichter.
Dass Auszeichnungen wie „Spieler des Spiels“ vom totalen Unvermögen einer traurigen Trillertröte abhängig sein können, belegt leider deren völlige Willkürlichkeit. Vom Doppelpack zum Doppeldepp in zwei kurzen Pfiffen, Cicero wird es verkraften können.
Dazu Joe Simunic: „…das Gegentor war ein Witz … Aber das Leben geht weiter!“ als man manchmal für möglich hält.
Was werden Felix seine gelacht haben in der Kabine, da werden „Wölfe“ zu Hyänen! wie Schiller wusste – in etwa.
Als Fazit kann festgehalten werden: Eine „Alte Dame“ wird vorsätzlich von einem VW-Bus angefahren und ihrer Handtasche mit den Rückfahrttickets zur Tabellenspitze und sämtlichen Prämien (ca. eine Viertel Mio.) für die lieben Kleinen beraubt. Es hat zum Glück nicht die wirklich Bedürftigen getroffen und als robustes Mädchen müssen bei Hertha auch keine bleibenden Spätschäden befürchtet werden.
In der normalen Wirtschaft würden in so einem Fall die Zivilgerichte bemüht und die Versicherungsprämie für ganz schräge Pfeifen herauf gesetzt werden. Die Einführung von technischen Hilfsmitteln wie Videoüberprüfung und Torkamera sollte beim DFB nochmal durchdacht werden, auf irgend einem Gebiet möchte man ja auch führend sein.
Kampf um Vorn
Luci, der zugegebenermaßen der beste Mann ist, der Hertha in den letzten zehn Jahren zugestoßen ist, hat für meinen Geschmack bei diesem wichtigen 6-Punktespiel die Sache etwas zu schweizerisch angegangen und zu sehr auf Sicherheit spielen lassen anstatt von Anfang an volles Tempo zu gehen und den Vorteil zu nutzen, dass Wolfsburg unter der Woche in Paris spielen musste, mehr so die nette berliner Art: immer voll auf das Schlimme.
Da darf ihn dann ruhig mal jemand nach einer guten Stunde an der Seitenlinie um Auswechslung anflehen, so dass Chermiti und Domovchiyski auch mal ein bisschen Spielpraxis bekommen und nicht immer nur die Auflaufprämie mitnehmen. Auf der linken Seite hätte ich mir mal Maxe Nicu und davor Chermiti gewünscht und nicht Rodnei, die Fleisch gewordene Spielverzögerung.
Konkurrenz belegt das Fahrgeschäft
Ein halbes Dutzend brandheiße Kandidaten dürfen sich noch berechtigte Hoffnungen auf den Meistertitel machen, bei Gewohnheitsmeistern liegen die ersten durchgescheuerten Nerven blank, Jürgen Klinsmann arbeitet gewohnt zielorientiert auf sein Karriereende hin.
Andere, die es sonst besser wissen, fangen an, ihr Fehlerpotenzial voll auszuschöpfen und sich auf Nebenschauplätzen aufzureiben. Dass umgehend aufgeräumt wird, wenn jemand was rumliegen lässt, ist normal erste Schwabenpflicht.
Der HSV hat die Nase vorn, Hertha wird nach wie vor sträflich unterschätzt und hat so noch alle Chancen.
„Das nächste Spiel ist immer das schwerste“
Ein Buchtitel von Ror Wolf, Träger des Hörspielpreises der Kriegsblinden, gell Knut.
Auszug aus: „Der letzte Biß“ schon ein bisschen her.
…Hertha zeigte auf einmal erschreckende Blößen…in diesem Moment befreite sich Hertha aus der Umklammerung… die unerhört schnellen Mönche hetzten die blauweiße Hertha über den Rasen bis ihre Abwehr erschlaffte, sie drückten und drückten…die Männer mit den schwarzen Handschuhen, sie arbeiteten lautlos in schwarzen Strumpfhosen im fahlen Flutlicht. Hertha wehrte noch einmal ab, aber es nützte nichts mehr, die Mönche rissen sie in der Mitte auf…Das war das Ende auf dem zerwühlten Rasen…Was mit Hertha war, konnte keiner mehr sagen. Ein Aufschrei zerfetzte die Flutlichtatmosphäre.
–
Bundesliga-Ergebnisse 21. Spieltag:
–
–
Bundesliga-Tabelle 21. Spieltag:
–
25. Februar 2009 um 12:17
Auch mit den Wolfsburgern muss man im Kampf um die begehrten Champions League Plätze unbedingt rechnen. Absolute Heimstärke: Bisher zuhause keine Niederlage und nur ein Unentschieden. Topstürmer: Edin Dzeko ist trotz seiner 1,93 Meter sehr beweglich und extrem durchsetzungsstark, hat einen unheimlichen Lauf und dazu das Glück des Tüchtigen (täusche ich mich oder vermittelt der Gesichtsausdruck von Dzeko immer die pure Unschuld?).
Der kongeniale Partner von Dzeko ist der noch verletzte Grafite. Mit seinen 1,89 Metern ist Grafite ebenfalls ein Riese und nachgewiesener Maßen von so einigen Bundesliga-Abwehrreihen einfach nicht zu stoppen.
Hat Hertha BSC das Glück verlassen? Es scheint fast so. Schiedsrichter Knut Kircher hat mit seinen Fehlentscheidungen jedenfalls alle Herthafans vorerst aus den wohligen Meisterschafts-Träumen gerissen. Jetzt heißt es Abhaken und mit der verständlichen Wut im Bauch im nächsten Heimspiel dafür die Gladbacher richtig leiden lassen.
25. Februar 2009 um 17:02
Hallo,
also, wenn ich gewusst hätte das die Jungs so unter die Räder geraten wenn man dich mal ins Stadion schickt…. Naja, ich hoffe gegen Gladbach spielt der Schiri mal mit uns…
Grüße und weiter so – Paul