Im 6-Punkte-Spiel gegen den Abstieg erkrampfte Hertha BSC beim SC Freiburg ein selten unverdientes 2:2 Unentschieden. Dieser im wahrsten Sinne des Wortes dreckige Punktgewinn könnte sich aber bald als megawichtig erweisen. Zwar höchstglücklich aber dafür umso erfreulicher kam die Hertha gleich zweimal nach Rückstand zurück in eine Partie, in der spielerisch so gut wie nichts zusammenlaufen wollte. Als hätte es nie eine Vorbereitung oder ein Trainingslager gegeben. So blieb es dem eigentlich ebenfalls oberschwachen Freistoßgott Ronny vorbehalten, durch zwei extrastarke Einzelaktionen einem verlorengeglaubten Spiel seinen Stempel aufzudrücken.
Freistoßtor zum 1:1 Ausgleich – Ronny Jubel mit Florian Schieber, Roy Beerens und Jens Hegeler
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Ronny zaubert zwei Freistoßtore und Hertha ins Glück
Einmal mit feiner Technik und einmal mit purer Gewalt. Wie schon so oft zuvor in seiner Karriere bei Hertha BSC ließ Ronny es wieder richtig beim Freistoßschießen krachen. Den ersten Freistoß schoss er scharf und platziert perfekt über die Mauer direkt ins Tor. Super. Wenn es denn klappt, sieht Freistoßschießen plötzlich einfach aus. Bei seinem zweiten Freistoßtor war die Konstellation dann eine ganz andere. Tief in die Nachspielzeit vorgedrungen, war allen Beteiligten klar, dieser Freistoß führt zum Torerfolg, damit zu Unentschieden und Hoffnungsschimmer oder Hertha BSC steht ab sofort knallhart mit dem Rücken zur Wand.
Ronny Freistoßtor zum 2:2 – hatte Hertha-Torhüter Thomas Kraft den Freistoßplan?
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John Heitinga macht den Nerver
Schon die auffälligen Aktionen kurz vor Ronnys Freistoßausführung waren dann auch höchst bemerkenswert. Zunächst behinderte und nervte John Heitinga ziemlich lang und intensiv auf sehr unfaire Weise Freiburgs Torhüter beim Justieren seiner Mauer. Und kurz darauf verblüffte dann Hertha-Torhüter Thomas Kraft ca. 80 Meter von seinem Kasten entfernt Freund und Feind dadurch, dass er sich mehrere seiner Mitspieler griff und sie wie bei einem geheimen Freistoßplan direkt in die Mauer gruppierte, um sie sichtlich löchriger zu machen. Und der Plan ging auf. Ronny hämmerte die Pille mit Urgewalt in eine dieser Lücken, wo der Ball abgefälscht und damit dann unhaltbar für den Freiburger Torwart den Weg ins Tor fand.
Herthas Kalou, Hosogai, Hegeler und Brooks erwarten einen Freistoß der Freiburger
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Warum ohne Per Skjelbred?
Warum Hertha-Trainer Jos Luhukay gegen die als laufstark bekannten Freiburger in der Startformation gerade auf Laufwunder Per Skjelbred verzichtete, bleibt ein Rätsel. War Skjelbred körperlich nicht fit? Im Spiel zuvor bei der Heimniederlage gegen den 1. FSV Mainz 05 war der Norweger einer der Lichtblicke gewesen. Und nun schon wieder rausrotiert. Aktuell ist irgendwo der Wurm drin. Denn auch Rückkehrer und Stammspieler wie Peter Pekarik und Hajime Hosogai, die gegen Mainz geschont wurden, konnten Herthas Spielanlage in Freiburg weder merklich stabilisieren noch irgendwie auf andere Weise glänzen. Wo sind formstarke Führungsspieler, die die anderen mitreißen? Kapitän Fabian Lustenberger scheint nach der langen Verletzungsmisere noch ein Weilchen zu brauchen. Und Neuverpflichtung Jens Hegeler scheint derzeit überfordert, als zentraler Umschaltspieler den Hertha-Dampfer auf Kurs zu bringen.
Hertha BSC gegen SC Freiburg
Hertha-Mannschaftsaufstellung, Einwechselspieler und Reservebank:
Laufleistung und Einsatzbereitschaft
Liegt Herthas derzeitige Minikrise an Laufleistung und Einsatzbereitschaft der Mannschaft auf dem Platz? An fehlendem kämpferischen Einsatz der Spieler liegt es mit Sicherheit nicht. Aber die gegnerischen Mannschaften schienen bislang immer gedankenschneller und eingespielter zu sein als die Berliner. Darüber hinaus liefert die Statistik zur Laufleistung eindeutige Ergebnisse. In allen vier Bundesligapartien sind Herthas Spieler in der Addition immer ein paar Kilometer weniger gelaufen als ihre Gegner.
Die Laufleistung der Hertha-Mannschaft im Vergleich:
Hertha 111,05 Km – Bremen 113,15 Km
Hertha 110,94 Km – Leverkusen 115,85 Km
Hertha 111,96 Km – Mainz 114,07 Km
Hertha 116,78 Km – Freiburg 119,51 Km
Schiedsrichter Florian Meyer
Ticker. SC Freiburg – Hertha BSC – 2:2 (1:1). Vor 23.600 Zuschauern im Stadion an der Schwarzwaldstraße in Freiburg zeigten die Berliner ihre bisher schwächste Saisonleistung. Nur Ronnys linkem Zauberfuß ist es zu verdanken, dass den Blau-Weißen zu guter Letzt ein dreckiger Punktgewinn gelang. Nach dem Spielverlauf wäre eine Niederlage verdient gewesen. Schiedsrichter Florian Meyer und sein Schiedsrichtergespann hatten auch ihren Anteil an dem für Hertha so glücklichen Ausgang des Spiels. Schließlich krachte Ronnys Gewaltfreistoß zum 2:2 erst in der Nachspielzeit der Nachspielzeit in die Maschen des Freiburger Kastens. Den Herthanern Ronny, Jens Hegeler, John Anthony Brooks und Valentin Stocker zeigte Florian Meyer jeweils die Gelbe Karte. Zusätzlich kassierte Nico Schulz ebenfalls in der Nachspielzeit eine Rote Karte für eine Notbremse. Die Tore für Hertha BSC erzielte Ronny in der 36. und 96. Spielminute jeweils per Freistoß. Die Treffer für den SC Freiburg markierten Kempf in der 30. und Klaus in der 79. Minute. Herthas Dauerläufer der Partie: Peter Pekarik mit 11,87 gemessenen Kilometern.
Herthas Nico Schulz zog die Notbremse und sah von Schiedsrichter Florian Meyer folgerichtig Rot
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Hertha-Spiele Fußball-Historie
Ältere Spielberichte, Informationen und Meinungen zu Begegnungen beider Mannschaften vom Schiedsrichtergespann:
03. März 2014 – Hertha BSC – SC Freiburg – 0:0
24. September – SC Freiburg – Hertha BSC – 1:1
12. April 2012 – Hertha BSC – SC Freiburg – 1:2
19. November 2011 – SC Freiburg – Hertha BSC – 2:2
21. Februar 2010 – SC Freiburg – Hertha BSC – 0:3
20. September 2009 – Hertha BSC – SC Freiburg – 0:4
1. Bundesliga 4. Spieltag:
1. Bundesliga 4. Spieltag:
Pressekonferenz mit den Trainern Jos Luhukay und Christian Streich
SC Freiburg – Hertha BSC
HerthaTV, der offizielle YouTube-Kanal von Hertha BSC
22. September 2014 um 18:51
Ach Ja, die alten Spielberichte – und die alten Kommentare dazu. Ein echtes Lesevergnügen. 😀 In der Rückschau auf die damalige Horrorsaison.
Totgesagte leben länger
22. Februar 2010 von Linienrichter
http://www.schiedsrichtergespann.de/totgesagte-leben-laenger/
23. September 2014 um 11:46
Bei den Hertha-Fans werden die grausamen Abstiegsjahre 2010 und 2012 noch länger im Gedächtnis rumoren. Deshalb verursacht auch jede kleinste Ergebniskrise sofort tieferes Unwohlsein. Man kann nur hoffen, dass das Arbeitsteam Luhukay Preetz trotz aller aktuellen Probleme so gefestigt ist, dass sie die nächsten Wochen mit Schwung und viel Energie anpacken.
23. September 2014 um 12:36
Heute morgen wurde ein langer Kommentar bei h-inside veröffentlicht,
der die aktuellen Probleme sehr prägnant formuliert.
http://www.hertha-inside.de/forum/viewtopic.php?p=991360#p991360
Ich hoffe mit dir LR, dass Luhukay die Lösung dieser Probleme tagtäglich energisch anpackt. Ob Preetz eher das Problem oder eher die Lösung ist, darüber rätsele ich seit Jahren. 😛 Ich versuche allerdings, nicht zuviel meiner Lebenszeit an unlösbare Rätsel zu verschwenden.
23. September 2014 um 15:36
Ein Fressen für die Wölfe
Die kleine Ergebniskrise zieht sich schon das komplette Jahr hin, die Einlassungen vom Trainer changieren irgendwo zwischen Offenbarungseid und Feuerungsverordnung, ich fürchte, er hat vor lauter akribischer Detailarbeit ein wenig den Überblick verloren.
Spätestens wenn es am Abend der Deutschen Einheit um das Tragen von schlusslichtigen Beleuchtungskörpern geht, wird die Vereinsführung das restliche Wochenende nutzen um zu beraten, ob da noch genügend Dampf auf Omas alten Kessel kommt.
23. September 2014 um 15:50
vastehe maenne 😎
Der Blick auf den Spielplan erklärt deinen Kommentar um 15:36 Uhr.
Am Tag der deutschen Schönheit … ach nein …. Einheit spielt Hertha gegen einen direkten Mitkonkurrenten im Abstiegskampf, den VFB Stuttgart. Danach ist Pause – bis zum Auswärtsspiel am 18.10.2014 bei den Unaussprechlichen. 😈
Pause bezgl. Hertha nehmen die Berliner Medien jedoch keinesfalls. 🙄
23. September 2014 um 20:32
Langweilig wird es in den nächsten Wochen sicher nicht 🙂 Und so soll es sein!
24. September 2014 um 11:56
Ach Ja, der Ronny. 😉
Die Fans wählten als Spieler des 4. Spieltags: Freistoß-Gigant Ronny.
http://www.bundesliga.de/de/liga/news/2014/ronny-hertha-bsc-vor-heimspiel-gegen-vfl-wolfsburg.php
24. September 2014 um 17:49
Als Hertha-Fan wählt man selbstverständlich den sympathischen Freistoßgott Ronny 🙂
Und wenn die Wähler ausschließlich die Zusammenfassung des Spiels Freiburg – Hertha gesehen hatten, ist die Wahl auch voll nachvollziehbar. Zwei so starke Freistoßtore in nur einem Spiel zu erzielen, ist unbedingt eine Ehrung wert.
Aber alle, die sich die ganzen 96 Spielminuten gegeben haben, wird die Entscheidung Ronny zu wählen nicht ganz so leicht gefallen sein. Insbesondere das Zusammenspiel von Ronny und Kalou war leider oftmals unterirdisch.
Für Ronnys Zukunft im Hertha-Team sind die nächsten Punktspiele von großer Bedeutung. Durch den verletzungsbedingten Ausfall von Baumjohann setzt Luhukay voll auf Ronny als Spielgestalter. Und eigentlich nutzt Ronny seine Chance derzeit richtig gut. Seine Fitness ist hervorragend und wer weiß, ob das Spiel gegen Mainz mit Ronny in der Startaufstellung nicht auch viel besser gelaufen wäre. Aber da war er leider noch angeschlagen.
Ronnys Benotungen vom Sportmagazins Kicker für seine Leistungen in den letzten Spielen sprechen eindeutig für ihn:
Ronny Note 3 – Bremen
verletzt – Leverkusen
Ronny Note 3 – Mainz
Ronny Note 2 – Freiburg
Und ein Blick in die Glaskugel verrät:
Ronny Note 1 – Wolfsburg – denn die Hoffnung stirbt immer zuletzt 🙂
25. September 2014 um 18:04
Gut geputzt deine Glaskugel LR 😀