Sehr lange musste ausgeharrt werden, aber am 23. Spieltag wurde der Traum aller Hertha-Fans Wirklichkeit. Hertha BSC ist Spitzenreiter der 2. Bundesliga. Eine sagenhafte Hertha-Serie mit 21 Spielen ohne Niederlage musste her, um Eintracht Braunschweig endlich von der Pole-Position zu verdrängen. Durch den verdienten 1:0 Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern wurde gleichzeitig der Abstand auf den Furcht und Schrecken einflößenden Relegationsplatz auf satte 13 Punkte ausgebaut.
Ronny verschießt Elfmeter
Schon in der 3. Spielminute entschied Schiedsrichter Tobias Welz auf Elfmeter für Hertha BSC. Nico Schulz war von Kaiserslauterns Torhüter Tobias Sippel im Strafraum zu Fall gebracht worden. Alles sah richtig rosig aus, denn Hertha hat mit dem Brasilianer Ronny einen äußerst treffsicheren Torjäger und Kunstschützen in seinen Reihen. Aber es sollte nicht sein. Ronnys Schuss konnte von Sippel pariert werden und es blieb beim 0:0. Von diesem Negativ-Erlebnis irritiert, fand Ronny nie richtig in die Partie. Oft verzettelte er sich, spielte zu spät oder gar nicht ab und wenn er einen Zauberpass auspacken wollte, fehlte zumeist das Quäntchen Glück.
Siegtor Peer Kluge
Alle Hertha-Fans gönnen Peer Kluge das Siegtor gegen Kaiserslautern ganz besonders. Denn wenn es mit Herthas Wiederaufstieg in die Bundesliga klappen sollte, ist dieses auch unbedingt ein Verdienst des zu Saisonbeginn verpflichteten sympathischen Routiniers. Zusammen mit Hertha-Kapitän Peter Niemeyer sorgte Peer Kluge maßgeblich dafür, dass die Truppe immer mit der richtigen Mentalität in die oft ruppigen Zweitligaabnutzungsduelle ging. Trainer Jos Luhukay sprach in Interviews schon mehrfach davon, dass Mentalität Fußball-Spiele entscheidet. Und mit Peer Kluge hat er den Spieler auf dem Platz, der das diffizile Gefüge aus jungen hochtalentierten Spielern wie Brooks, Holland und Schulz sowie den südamerikanischen Zauberern Ronny und Ramos wie selbstverständlich zusammenhält.
Hertha-Trainer Jos Luhukay setzt auf Nico Schulz
Hertha-Trainer Jos Luhukay ist fast immer für eine Überraschung bei der Anfangsformation gut. Dieses Mal also Nico Schulz im linken Mittelfeld. Nachdem Sahar und Knoll den verletzten Ben-Hatira in den letzten Partien mit eher mäßigem Erfolg vertraten, setzte Hertha-Trainer Jos Luhukay gegen den 1. FC Kaiserslautern auf Schulz. Und Nico Schulz machte richtig Dampf. Nicht nur sein von Kaiserslauterns Torwart Sippel jäh gestoppter Sturmlauf in der 3. Spielminute, der zum Elfmeter führte, bleibt in Erinnerung. In vielen Eins-gegen-Eins-Situationen konnte er sich mit seiner Schnelligkeit und Technik hervorragend durchsetzen.
Pierre-Michel Lasogga ist wieder da
Die Leidenszeit von Pierre-Michel Lasogga scheint endgültig Vergangenheit zu sein. Zur 2. Halbzeit wechselte Luhukay den bulligen Stürmer ein, um mehr Druck auf die nach dem Platzverweis von Baumjohann dezimierten Lauterer zu machen. Und Luhukays Umstellung ging voll auf. Mit Pierre-Michel Lasogga im Sturmzentrum und Ramos auf dem rechten Flügel generierten die Berliner sehr viel mehr Torgefahr als noch vor der Pause. Lasogga fügte sich bestens ein, hatte Torchancen, gewann viele Zweikämpfe und spielte den Pass auf Peer Kluge, der zum entscheidenden Siegtor führte.
Schiedsrichter Tobias Welz
Ticker. Hertha BSC – 1. FC Kaiserslautern – 1:0 (0:0). Nur 37.347 Zuschauer sahen im Stadion, wie Hertha an die Tabellenspitze der 2. Liga stürmte. Trotz verbilligter Eintrittskarten und viel medialem Werberummel ließen sich nicht mehr Hertha-Fans für das Live-Erlebnis Spitzenspiel um den Aufstieg begeistern. Aber die eisigen Temperaturen im Kühlschrank Olympiastadion sowie die späte Anstoßzeit des Montagabendspiels verhinderten eben, dass die Hütte bei diesem denkwürdigen Erfolg voller war. In der teilweise recht ruppigen Partie zeigte Schiedsrichter Tobias Welz den Herthanern Peter Pekarik und Nico Schulz die Gelbe Karte. Das goldene Tor, welches Hertha einen riesigen Schritt Richtung Aufstieg und hoffentlich auch Meisterfelge bringt, erzielte Peer Kluge in der 68. Spielminute.
Hertha BSC Mannschaftsaufstellung und Einwechselspieler:
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Hertha-Spiele Fußball-Historie
Ältere Spielberichte, Informationen und Meinungen zu Begegnungen beider Mannschaften vom Schiedsrichtergespann:
24. September 2012 – 1. FC Kaiserslautern – Hertha BSC – 1:1
21. April 2012 – Hertha BSC – 1. FC Kaiserslautern – 1:2
21. Dezember 2011 – Hertha BSC – 1. FC Kaiserslautern – 3:1
03. Dezember 2011 – 1. FC Kaiserslautern – Hertha BSC – 1:1
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2. Bundesliga 23. Spieltag:
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2. Bundesliga 23. Spieltag:
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27. Februar 2013 um 10:21
Der blau-weiße Bär kappt den „Roten Teufeln“ die Hörner
Tabellenzweiter Hertha BSC empfing in der Zweitliga-Spitzenbegegnung den Ranglistendritten, 1. FC Kaiserslautern, zu einem sogenannten 6-Punkte-Spiel, um vor wenig mehr als 37000 Zuschauern im fast eiskalten Olympia Stadion Berlin mit einem Sieg die Führung in dieser Spielklasse zu übernehmen und damit eine Vorentscheidung zum Wiederaufstieg in die 1. Liga herzustellen.
Schon kurz nach Spielbeginn bekommt der quirlige Ronny die Chance zur Führung mittels Strafstoß. Der brasilianische Berliner vergibt, indem dessen Ballvortrieb den Torwart und nicht das hinter diesem liegende Gehäuse-Innere erreicht: falsche Ecke, zu unplatziert, zu schlapp.
Jetzt muss er sich in diesem Spiel selbst, vorrangig aber insbesondere dem Trainer und dem Vereinsvorstand klar machen, dass seine am Folgetag anstehenden Vertragsverlängerungsverhandlungen keine Positionsverluste erleiden wollen. Infolge des Elfmeterversagens übermotiviert tändelt er mit dem Ball – und vertändelt diesen direkt am Fuß führend immer wieder oder vergibt ihn durch zu enges bzw. optimistisches Kurzpassspiel. Bei solchen, nicht seltenen Situationen ist er nicht Agierender, sondern Vorgeführter. In seinem solch akribischen Bestreben bindet er jedoch mindestens immer zwei, häufig drei und nicht selten sogar vier Lauterer. Seine weiteren – durch Trainerzuweisung autorisierten – Freistöße bleiben allerdings weiterhin fruchtlos. Die Flugphase des jeweils getretenen Balls erstaunt jedoch die Mehrheit der anwesenden Zuschauerschaft.
Kurz nach dem vergeigten Elfer bekommt Kaiserslautern eine höllisch rote Karte und muss somit mit einem Teufel weniger auskommen. Das mag nach dem ursächlichen Rammstoß zwar als gerecht empfunden werden, bedeutet aber zu so frühem Spiel auch eine beträchtlich tief ins Spielgeschehen asymmetrisch fortwirkende Eingriffshärte.
Die BSC-Innen- und Außenverteidigung perpetuiert langsam vorrückend ihr probat handballanaloges, in der Regel sichelförmiges Aufbauspiel, doch dann stößt sie auch immer wieder – spätestens auf Spuckweite zur Mittellinie – auf ein rotes Minenfeld von Widersachern und muss dann zu oft mangels vorderer Anspielstationen stagnieren, sich schließlich erneut rückwärts orientieren.
So findet die Partie weitgehend im Mittelfeld statt. Kaiserslautern spielt trotz eines Pferdefußes weniger zumeist ein unangenehmes Pressing (Marke Tuchfühlung), putzt hinten immer wieder souverän aus, zwingt den Berlinern eine Vielzahl von Abspielfehlern auf, erläuft sogar nach fahrlässiger Rückgabe eines Herthaners auf seinen „Kraft“-Keeper-Kollegen eine Herzstillstand-Torchance. Aber der Schlussmann der Berliner packt reflexschnell routiniert, nämlich gewohnt „kraft“-voll zu – wenn auch in denkbar geringem Abstand zum hier vorstürmend pfälzischen Teufel.
Hertha ermangelt es in der 1. Halbzeit an einer längsmittelachsig-zentrierten Sturmspitze, einem Mann, der die insgesamt 3-5 erfolgenden Tor-Flanken durch eigenes aussichtsreiches Stellungsspiel netznah einzukicken oder einzunicken trachtet.
0:0 zur Halbzeit: In der nächsten Hälfte muss Trainer Luhukay personell modifizieren, um dem sichtlich luftloser werdenden Hertha-Sturm mehr zielgerichteten Vorwärtswind einzublasen. Er wechselt doppelt offensiv aus, bringt so den Hünen Lasogga auf den Platz und damit auf Schlagdistanz zum generischen Torwart. Jetzt wird das Angriffsspiel der Blau-weiß-Gestreiften endlich erforderlich zwingend – und folglich/plötzlich vektorisiert Niemeyer auf einmal nach vorn, Lasogga fälscht das schnelle Leder nur leicht, aber präzise nach links auf Peer Kluge ab, der läuft mit der verabreichten Kugel leichtfüßig auf die linke Torecke zu und schiebt am hechtenden Teufeltorwart vorbei kaltblütig ein: 1:0 und überfällig.
Um den jetzt griffnahen Sieg auch wirklich einsacken lassen zu können, lässt der niederländische Berliner Luhukay schließlich den abgeklärten, georgischen Berliner Altrecken Kobiashvili alias Kobi auflaufen, der folgerichtig das von Gegenstößen der Pfälzer beunruhigte herthanische Hinterland schließlich zu befrieden versteht (zuerst auf dem linken Flügel, dann auch übergreifend wirkend).
Schlusspfiff – knapper Sieg der Hertha nach zumeist spieltechnisch/taktisch überlegenem Spiel – Tabellenführung; aber die Saison ist noch lange nicht zu Ende, und abgerechnet wird bekanntlich am Schluss, auch wenn jetzt für den blau-weißen Bären das Saisonende vermeintlich komfortabel aussehen mag.
Können die Aufstiegsstörfaktoren Kaiserlautern und Köln wirklich nicht mehr, d. h. nicht mehr rechtzeitig aufschließen und/oder wird Hertha seine bisherige Unschlagbarkeitsserie sogar bis (nahe) zur Endwertung konservieren?
Theoretisch sind Umschichtungen noch möglich; das weiß auch der Berufsskeptiker Luhukay …
Spätestens bei Rückkehr in die Erst-Bundesliga muss Hertha – besonders in der jeweils gegnerischen Hälfte – die mannschaftsweit hohe Fehlerrate bei vom Gegner bedrohter Ballbehandlung sowie beim Passspiel merklich verringern, sonst wird aus dem jetzt noch kletternden Bären im dann eiskalten Haifisch-Bassin der 1. Liga erneut ein sich windender Tiefsee-Zitter-Aal ohne Eigenspannung …
1. März 2013 um 21:17
Äh, ja – kann mir bitte jemand helfen, diesen Satz in verständliche Protionen zu zerlegen?
„Spätestens bei Rückkehr in die Erst-Bundesliga muss Hertha – besonders in der jeweils gegnerischen Hälfte – die mannschaftsweit hohe Fehlerrate bei vom Gegner bedrohter Ballbehandlung sowie beim Passspiel merklich verringern, sonst wird aus dem jetzt noch kletternden Bären im dann eiskalten Haifisch-Bassin der 1. Liga erneut ein sich windender Tiefsee-Zitter-Aal ohne Eigenspannung …
3. März 2013 um 17:06
Tja, entweder legt Hertha in der nächsten Saison in der Bundesliga eine Schippe oben drauf oder der Fahrstuhl ruft.