Gleich in der 1. DFB-Pokalrunde war für Hertha BSC schon Schluss. Bei Eintracht Braunschweig verloren die Berliner im Elfmeterschießen mit 5:6. Nach regulärer Spielzeit stand es 2:2 und nach Verlängerung dann 4:4. Die neue Saison beginnt so wie die letzte zu Ende gegangen ist. Hertha kassiert viel zu viele Gegentore. Es ist schon bedenklich, wenn man sich im ersten Pflichtspiel 4 Tore von einem Zweitligaaufsteiger einschenken lässt. Dass die Berliner dann auch beim Nervenkrieg Elfmeterschießen den Kürzeren zogen, ist irgendwie typisch Hertha BSC. Deshalb sollte man die gewonnene Relegation gegen den Hamburger SV und den damit im letzten Moment gesicherten Klassenerhalt in der Vorsaison noch lange wie ein herrliches blau-weißes Ausnahme-Wunder genießen.
Beim Elfmeterschießen zogen die Herthaner leider den Kürzeren.
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Vier Halbzeiten zwei Gesichter
Hertha versteckte sich beim Zweitligaaufsteiger Eintracht Braunschweig nicht und nahm die Favoritenrolle von Spielbeginn an. Mit drei Stürmern und zwei offensiven Mittelfeldspielern sorgten die Berliner für viel offensiven Wirbel und erspielten sich Torchance um Torchance. Dem frühen Führungstor in der 10. Spielminute durch einen Kopfballtreffer von Davie Selke folgte eine Drangphase mit gelungenen Kombinationen und Einzelaktionen. Teilweise wurden die Braunschweiger richtig hergespielt und so war der 2. Treffer durch Myziane Maolida in der 42. Spielminute nur folgerichtig. Hertha war in der 1. Halbzeit absolut spielbestimmend.
Herthas neuer Rechtsverteidiger Jonjoy Kenny hatte viel zu tun auf seiner Abwehrseite.
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Das Heft aus der Hand gegeben
Ab der 2. Halbzeit waren die Braunschweiger dann aber klar besser auf ihren Gegner eingestellt und deckten so die enormen defensiven Schwächen der Berliner gnadenlos auf. Was sich schon in den Testspielen gezeigt hatte, bestätigte sich leider im Pokalspiel in Braunschweig. Herthas Defensivverbund ist nicht eingespielt und/oder kaum konkurrenzfähig in der Bundesliga. Mit einem Doppelschlag in der 63. sowie 66. Spielminute glichen die Braunschweiger viel zu leicht zum 2:2 aus. Den Schwung nahmen diese dann in die Verlängerung mit und gingen in der 91. Spielminute sogar mit 3:2 in Führung. Hertha stand am Abgrund.
Kevin Prince Boateng machte eine gute Partie für die Hertha.
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Individuelle Klasse ist zu wenig
Der individuellen Klasse von Tousart, Jovetic und Lukebakio war es zu danken, dass die Berliner doch noch einmal mit 4:3 in Führung gingen. Zum 3:3 Ausgleich traf Lucas Tousart mit einem fulminanten Weitschuss in der 103. Spielminute. Und die Führung erzielte Dodi Lukebakio in der 106. Spielminute mit einem herrlichen Heber nach genialer Vorarbeit von Stevan Jovetic. Aber auch diese Führung konnte nicht über die Zeit gebracht werden. Kurzfristig ließen die Herthaner den Ball gut in den eigenen Reihen zirkulieren – nahmen dabei geschickt Zeit von der Uhr. Aber wenige Minuten später ließen sich die Blau-Weißen – im fast schon Überheblich-Modus agierend – kurz vor Spielende erneut zum 4:4 Endstand auskontern.
Herthas Dodi Lukebakio mit einem herrlichen Lupfer zur zwischenzeitlichen 4:3 Führung in der Verlängerung der Pokal-Partie gegen Eintracht Braunschweig.
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Nervenschwach im Elfmeterschießen
Im anschließenden Elfmeterschießen waren es dann Kapitän Marvin Plattenhardt und Innenverteidiger Mark Oliver Kempf die ihre Elfmeter vergeigten. Plattenhardts Schuss war zu unplatziert und Kempfs Schuss ging am Tor vorbei. Die Braunschweiger machten es besser und sind zurecht in der 2. Runde des DFB-Pokal.
Herthas neuer Trainer Sandro Schwarz war sehr engagiert an der Seitenlinie.
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Neuer Hertha-Trainer Sandro Schwarz und viele Spielerabgänge
Wieder einmal ein neuer Trainer. Mit Sandro Schwarz hat Hertha-Manager Fredi Bobic einen Trainer verpflichtet, der hoffentlich länger durchhält als etliche seiner Vorgänger. Denn wenn einem bei Hertha BSC eine Dauerbaustelle besonders ins Auge springt, dann ist es die fehlende Kontinuität beim sportlichen Personal. Trainer und Spieler rotieren in einem Höllentempo durch die Mannschaft, dass da kaum Identifikation mit Verein und Kollegen entstehen kann. Wie hatte doch Fredi Bobic so schön zu Beginn der Sommer-Transferperiode verlautbaren lassen: Kein Hertha-Spieler sei unverkäuflich. Welches im Umkehrschluss bedeutet, jeder Spieler kann gehen. Und es gingen bislang auch schon viele. Torwart Alexander Schwolow und Mittelfeldabräumer Santiago Ascacibar sowie Daishawn Redan wurden verliehen und viele weitere Spieler sollen noch folgen. Die Verträge von Niklas Stark, Ishak Belfodil und Lukas Klünter wurden nicht verlängert. Die Eigengewächse Arne Maier, Jordan Torunarigha und Anton Kade sowie Eduard Löwen und Javeiro Dilrosun wurden verkauft. Darüber hinaus haben die Torhüter Marcel Lotka und Nils Körber den Verein verlassen. In den Medien werden noch folgende Hertha-Profis als potenzielle Abgänge gehandelt: Omar Alderete, Dedryck Boyata, Maximilian Mittelstädt, Deyovaisio Zeefuik, Jurgen Ekkelenkamp, Krzysztof Piatek und Davie Selke. Da landet man durchgezählt bei 20 Spielern also knapp zwei Mannschaften.
Davie Selke gelang mit einem klasse Kopfballtor das wichtige 1:0 für die Herthaner.
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Hertha Transferkarussell dreht sich im Höllentempo
Neben den vielen vollzogenen und noch in Planung befindlichen Spielerabgängen gab es Spielerzugänge, die Herthas Defensive sowie Offensive stärken sollen. Insbesondere die beiden Stürmer Wilfried Kanga und Chidera Ejuke könnten der in der letzten Saison arg schwächelnden Angriffsreihe neue Durchschlagskraft verleihen. Ob die Verteidigung im Vergleich zur letzten Saison stabiler auftreten wird, bleibt fraglich. Der neue Rechtsverteidiger Jonjoe Kenny hatte so seine liebe Mühe mit den Zweitligaangreifern aus Braunschweig. Der neue defensive Mittelfeldspieler Ivan Sunjic scheint im Spielaufbau eine Verbesserung zum Abgang von Santiago Ascacibar zu sein. Ob er aber die Giftigkeit des scheidenden Argentiniers ersetzen kann, ist offen. Den erfolgreich gespielten Kontern der Braunschweiger schien Sunjic nichts entgegenzusetzen gehabt haben. Im Abwehr-Verbund stimmte es da leider nicht. Ein weiterer Sommerneuzugang ist der rechte Innenverteidiger Filip Uremovic. Aber mit Dedryck Boyata und Linus Gechter sind schon zwei rechte Innenverteidiger im Kader. Von den erst im Winter verpflichteten vier Spielern Linksverteidiger Fredrik André Björkan, linker Innenverteidiger Marc Oliver Kempf, Rechtsaußen Dong-Jun Lee und Rechtsaußen Kelian Nsona konnte sich bislang nur Kempf für die Startelf qualifizieren. Allerdings waren Marc Oliver Kempfs Leistungen im ersten halben Jahr bei der Hertha auch schwankend. Gegen Eintracht Braunschweig war Kempf Teil der überaus schwachen Berliner Abwehrreihe.
Ausblick Bundesligaauftakt Union Berlin
Es wäre eine große Überraschung, wenn die Blau-Weißen bei den äußerst heimstarken Unionern zum Bundesligaauftakt punkten sollten. Leider deuten alle Vorzeichen auf einen ähnlichen Spielverlauf wie in den drei Partien der Vorsaison hin, als Hertha dreimal klar verlor. Insgesamt scheint es für Hertha BSC erneut eine schwere Saison zu werden, in der es ausschließlich um den Klassenerhalt geht. Da heißt es frühzeitig Punkte sammeln. Ein Punkt an der Alten Försterei wäre deshalb ein sehr guter Start in die Saison.
Schiedsrichter Tobias Stieler
Ticker. 1. Runde DFB-Pokal 2022/23: Eintracht Braunschweig – Hertha BSC – 2:2 (0:2) n.V. 4:4 n.E. 6:5. 14.126 Zuschauer sahen im Eintracht-Stadion eine Pokal-Partie, die an Spannung kaum zu toppen war. Schiedsrichter Tobias Stieler und sein Schiedsrichtergespann hatten das fair geführte Spiel gut unter Kontrolle. Die Tore für Hertha BSC erzielten Davie Selke in der 10., Myziane Maolida in der 42., Lucas Tousart in der 103. und Dodi Lukebakio in der 106. Spielminute. Die Tore für Eintracht Braunschweig erzielten Behrend in der 63., Lauberbach in der 66., Pherai in der 91. und Henning in der 108. Minute.
Hertha BSC gegen Eintracht Braunschweig
Hertha-Mannschaftsaufstellung, Einwechselspieler und Reservebank:
Hertha-Spiele Fußball-Historie
Ältere Spielberichte, Informationen und Meinungen zu Begegnungen beider Mannschaften vom Schiedsrichtergespann:
14. September 2020 – Schießbude – Eintracht Braunschweig – Hertha BSC – 5:4
21. August 2018 – Pokal – Eintracht Braunschweig – Hertha BSC – 1:2
28. April 2014 – John Anthony Brooks – Hertha BSC – Eintracht Braunschweig – 2:0
10. Dezember 2013 – 6-Punkte-Spiel – Eintracht Braunschweig – Hertha BSC – 0:2
9. April 2013 – Ronny – Hertha BSC – Eintracht Braunschweig – 3:0
29. Oktober 2012 – Ramos – Eintracht Braunschweig – Hertha BSC – 1:1
Ergebnisse 1. DFB-Pokalrunde
Alle Ergebnisse der 1. Runde im DFB-Pokal 2022/23 im Überblick:
Pressekonferenz mit den Trainern Sandro Schwarz und und Michael Schiele.
Eintracht Braunschweig – Hertha BSC – 2:2 (0:2) n.V. 4:4 n.E. 6:5
HerthaTV, der offizielle YouTube-Kanal von Hertha BSC
Sportschau, der offizielle YouTube-Kanal der ARD Sportschau.
Eintracht Braunschweig – Hertha BSC – 2:2 (0:2) n.V. 4:4 n.E. 6:5