Im 6-Punkte-Spiel um den Einzug in die Champions League ließ sich Hertha BSC vom Kontrahenten Borussia Mönchengladbach mit 0:5 kalt abduschen. Anstatt dem Angstgegner aus Gladbach einen heißen Tanz zu bieten, sahen müde Blau-Weiße über 90 Spielminuten keinen Stich. Und die so hochgelobte Hertha-Defensive musste sich zum Ende der Partie hin sogar richtiggehend vorführen lassen. Die Mannschaft fiel komplett auseinander und versaute sich zu allem Überfluss das gute Torverhältnis. Hertha BSC verlor in diesem Entscheidungsspiel gefühlte 7 Punkte in Gladbach, man … man … man. Schaut man nun aber aufgekratzt und beunruhigt auf die Tabelle, steht Hertha BSC trotz dieser Megapleite weiterhin komfortabel auf Platz 3. Gegen starke Gladbacher im Auswärtsspiel zu verlieren, konnte einkalkuliert werden. Von starken Gladbachern deklassiert worden zu sein, muss nun schnell aus den Köpfen der Spieler.
Eiskalte 0:5 Dusche für Hertha bei Borussia Mönchengladbach. Auch Hertha-Kapitän Fabian Lustenberger konnte das Auseinanderfallen seiner Mannschaft nicht verhindern.
Foto: Getty Images
Fauxpas von Hertha-Torhüter Rune Jarstein
Ausgangspunkt für den Untergang in Gladbach war ein Fauxpas von Hertha-Torhüter Rune Jarstein, als er in der 14. Spielminute mit einem unerzwungenen Fehlpass dem Gegner eine perfekte Torvorlage spendierte. Die schnellen Dahoud und Hazard nahmen dieses Überraschungsgeschenk dankend an und es stand kurz darauf 0:1. Diesen Fauxpas muss man Hertha-Torhüter Rune Jarstein zwar ankreiden, aber diese Art von Abspielfehler ist in Herthas Spielsystem erwartbar. Denn Jarstein wird konsequent in den Spielaufbau einbezogen, hat viele Ballkontakte und spielt viele Pässe im Gefahrenbereich. Über die gesamte Saison betrachtet, erledigte der Norweger Rune Jarstein seinen Job dabei äußerst solide und fast fehlerfrei. Seine Ballsicherheit sowie seine ruhige, überlegte Art der Spieleröffnung gibt den Vorderleuten Sicherheit und immer die wichtige Option, ihn auch in bedrängteren Situationen jederzeit anspielen zu können. Gegen Gladbach gab es nun diesen folgenschweren Fauxpas.
–
Als der Ball zum 2:0 im Netz zappelte, war die Partie für Hertha so gut wie verloren.
Foto: Getty Images
Blackout Rune Jarstein
Seinen folgenschweren Blackout merkte man Rune Jarstein im weiteren Spiel kaum an. Er schien seinen Fehler relativ gut wegstecken zu können. Seine Mitspieler hingegen fanden in keiner Phase des Spiels auch nur annähernd zu ihrer Normalform. Egal welchen Mannschaftsteil man betrachtete, es klappte fast nichts. Die Zweikämpfe im Mittelfeld gingen in Reihe verloren. Und wenn denn doch ein Ball gewonnen wurde, gelang trotzdem kaum einmal eine sehenswerte Ballstafette. Die Kompaktheit war nicht da. Die Mitspieler waren zu weit weg. Es schien, als ob die Mönchengladbacher immer und überall in Überzahl agierten. Selbst dem sonst so ballsicheren Salomon Kalou gelang rein gar nichts. Die schnellen und dribbelstarken Mitchell Weiser und Genki Haraguchi kamen so gut wie nie an ihren Gegenspielern vorbei. Und Mittelstürmer Vedad Ibisevic saß dauerhaft auf dem Trockenen.
–
Spätestens nach Gladbachs Tor zum 3:0 hatte Hertha das 6-Punkte-Spiel um die Champions-League-Qualifikation verloren.
Foto: Getty Images
Spielerwechsel Hertha-Trainer Pal Dardai
Hertha-Trainer Pal Dardai entschied sich, schon frühzeitig zur Halbzeitpause einen Wechsel vorzunehmen. Zu eindeutig war das Übergewicht der Gladbacher. Er nahm Mittelfeldmotor Tolga Cigerci vom Platz und ersetzte ihn durch Jens Hegeler. Aber auch Jens Hegeler konnte kaum positive Akzente setzen, geschweige denn dem Spiel eine Wende geben. Richtig grausig wurde es dann, als nach dem das Spiel vorentscheidenden Tor zum 0:2 Alexander Baumjohann den schwachen Vladimir Darida ersetzte. Ab diesem Zeitpunkt brachen dann die letzten Dämme und die Berliner schienen dem Gegner nun in allen Belangen unterlegen zu sein. Die Gladbacher spielten sich in einen Rausch und die Herthaner waren mental gebrochen.
–
Hertha-Trainer Pal Dardai hat die kommende Woche viel Arbeit vor sich. Er muss das 0:5 Debakel aus den Köpfen der Spieler und seinem eigenen bringen.
Foto: Getty Images
Schiedsrichter Sascha Stegemann
Ticker. Borussia Mönchengladbach – Hertha BSC – 5:0 (1:0). Vor 53.114 Zuschauern im Mönchengladbacher Borussen-Park untermauerte die Heimmannschaft durch ein grandioses Spiel ihre Champions-League-Ambitionen. Den Kontrahenten in einem 6-Punkte-Spiel mit 5:0 vom Rasen zu blasen, ist mal eine klare Ansage. Schiedsrichter Sascha Stegemann und sein Schiedsrichtergespann leiteten eine einseitige Partie, die zumeist fair geführt wurde. Den Herthanern Salomon Kalou und Mitchell Weiser zeigte Sascha Stegemann die Gelbe Karte. Die Tore für Borussia Mönchengladbach erzielten Hazard in der 14. und 80., Hahn in der 60., Herrmann in der 76. und Traore in der 85. Spielminute. Herthas Dauerläufer der Partie: Per Skjelbred mit 11,65 gemessenen Kilometern.
Hertha BSC gegen Borussia Mönchengladbach
Hertha-Mannschaftsaufstellung, Einwechselspieler und Reservebank:
Hertha-Spiele Fußball-Historie
Ältere Spielberichte, Informationen und Meinungen zu Begegnungen beider Mannschaften vom Schiedsrichtergespann:
02. November 2015 – Heimklatsche – Hertha BSC – Borussia M’gladbach – 1:4
04. Mai 2015 – Matchball vergeben – Hertha BSC – Borussia M’gladbach – 1:2
09. Dezember 2014 – Vermauert – Borussia M’gladbach – Hertha BSC – 3:2
24. März 2014 – Unter die Räder – Borussia M’gladbach – Hertha BSC – 3:0
21. Oktober 2013 – Rasenschach – Hertha BSC – Borussia M’gladbach – 1:0
09. April 2012 – Punkten – Borussia M’gladbach – Hertha BSC – 0:0
10. Februar 2012 – Pokalaus nach Kopfstoß – DFB-Pokal – Hertha BSC – Borussia M’gladbach – 0:2
05. November 2011 – Marco Reus – Hertha BSC – Borussia M’gladbach – 1:2
23. Januar 2010 – Aufholjäger abgefangen – Hertha BSC – Borussia M’gladbach – 0:0
16. August 2009 – Alte Dame bittet zum Tanz – Borussia M’gladbach – Hertha BSC – 2:1
28. Februar 2009 – Bundesliga-Spitzenreiter – Hertha BSC – Borussia M’gladbach – 2:1
20. September 2008 – Kacar Tor – Borussia M’gladbach – Hertha BSC – 0:1
1. Bundesliga 28. Spieltag:
1. Bundesliga 28. Spieltag:
Pressekonferenz mit den Trainern Pal Dardai und Andre Schubert
Borussia Mönchengladbach – Hertha BSC
HerthaTV, der offizielle YouTube-Kanal von Hertha BSC
5. April 2016 um 09:24
Überrannt
Zwei Torwartschwächen, ein aufsetzender Abpraller, eine mehrfach ausgekonterte Abwehrkette, und schon steht Hertha mit 5 Miesen auf dem Platz als überrannt und damit überfordert da. Spiele, in denen die Tordifferenz 4 und mehr beträgt, gelten für den Verlierer gemeinhin als deklassierend.
5. April 2016 um 12:16
Platz 3 in der Tabelle zeigt, wie sensationell Hertha bislang gepunktet hat. Als die Gladbacher Hertha am Sonntag vorführten, passte dieses aber so gar nicht zu dem starken Tabellenstand. Ich bin gespannt, ob die Mannschaft am Freitag gegen den Tabellenletzten aus Hannover wieder überzeugen kann. Oder sind die Akkus völlig platt? Wird Herthas Endspurt im Bundesligafinale furios oder doch eher ein erschlafftes und ausgezehrtes Krauchen über die Ziellinie? Noch 6 Spieltage, dann wissen wir es genau.
5. April 2016 um 17:30
An anderer Stelle schreibt ein kundiger Zuschauer.
„Gladbachs Trainer konnte ziemlich sicher von 3 festen Größen ausgehen:
a) Hertha würde – wie immer – mehrfach zwischen Verteidiger und Torwart hin und herschieben
b) Brooks würde fehlen
c) Hertha würde Lusti in der IV und zur Spieleröffnung aufbieten (weil BMG laut Pal keinen großen Typ fürs Kopfballspiel vorne hat)
Daraufhin hat er Hahn anstelle von Raffael gebracht, weil dieser – wie er sagt – kopfballstark ist 🙂 und hat die Anspielpunkte für Herthas öffnenden Pass ( in der Mitte und außen) besetzt. Das war’s.
Vor allem, weil die schnellen Gladbacher Spieler flugs dazwischen gingen (oder bereits dort standen) und Hertha dann hinten offen erwischten. Haben sie sich von Schalke abgeguckt, nur haben sie es besser und wir es schlechter (zu viele kritische Abspielfehler) gemacht. Aus die Maus.“
http://www.immerhertha.de/2016/04/04/vermoebelt-und-nu/comment-page-1/#comment-534172
Ich hatte bereits in der ersten Hälfte den Eindruck, als bettele Hertha um das 2. Gegentor.
5. April 2016 um 20:05
Herthas Dribbler Weiser, Haraguchi und Kalou sind in Gladbach nicht so zum Zug gekommen. Auch Darida, Ibisevic oder Skjelbred hatten selten mal den Ball am Fuß und das Spiel vor sich. Gladbach hat eine gute Mannschaft, dass muss man anerkennen.
Hertha hat natürlich auch deswegen so viele Gegentore hinnehmen müssen, weil die Mannschaft sich auch nach dem 0:2 noch nicht verloren gab und durch offensivere Spielweise Tore schießen wollte. Dieses ging leider schief. Hätten sich die Herthaner nach dem 0:2 hinten reingestellt, wäre das Spiel wohl nicht 0:5 ausgegangen. Aber man hätte es verloren gegeben.
Der zögerliche Spielaufbau mit vielen Rückgaben zum Torwart Rune Jarstein ist so etwas wie Herthas Markenzeichen diese Saison. Und es ist sehr erfolgreich. Mit diesem System hat Hertha den 3. Tabellenplatz erobert.
Als zuschauender Fan kann ich mit diesem von Dardai und Widmayer einstudierten Fußball mit viel (okay, oft ineffektivem) Ballbesitz sehr, sehr gut leben. Mit Grausen denke ich da an die passive Spielweise unter Jos Luhukay, als die Pille zum Ende dieser Ära fast nur noch blind nach vorne zum Gegner geprügelt wurde. Ballsicherheit und Passspiel haben sich in den letzten 9 Monaten Ballbesitzfußball überraschend gut entwickelt. Und das geduldige Warten auf eine Lücke im Mittelfeld hat in sehr vielen Spielen zum Sieg geführt.
5. April 2016 um 21:25
Nun Ja LR. Wenn selbst die U 23 in einem Testspiel Herthas Profis die Grenzen aufzeigt, führt das Ballgeschiebe in der eigenen Hälfte für Hertha nicht zum Torerfolg.
http://www.schiedsrichtergespann.de/hertha-bsc-nimmt-klar-kurs-europapokal-teilnahme/#comment-22096
Eine neue Spielidee von Dardai und Widmayer als Plan B wäre in meinen Augen durchaus hilfreich gegen Mannschaften wie BMG, die Herthas Spiel durch konsequentes Pressing lahm legen.
6. April 2016 um 13:34
Mal vorangestellt: Ich bin kein Taktikfuchs. Aber grob gesagt, fallen mir zur Spieleröffnung zwei Varianten ein. Langer Abschlag vom Torhüter oder langer Ball vom Verteidiger nach vorne, da dann Zweikämpfe gewinnen. In Reinkultur spielt dieses System wohl aktuell am ehesten Darmstadt 98. Früher nannte man es „Kick and Rush“. „Kick and Rush“ spielen die Herthaner immer dann, wenn das Pressing des Gegners zu gut funktioniert und man kein anderes Mittel zur Verfügung hat.
Oder man versucht sich aus der eigenen Hälfte herauszukombinieren. In Perfektion spielen dieses System Barcelona und Bayern München. Da wird herrlich kombiniert und gezaubert. Auch weil die Topstars bei hohem Tempo der Ballzirkulation so extrem ballsicher sind. Hertha braucht da eben mehr Zeit, um interessante Anspielstationen im Mittelfeld zu kreieren.
Ich gehe fest davon aus, dass Rainer Widmayer und Pal Dardai an ihrem System „Von hinten Herauskombinieren“ im täglichen Training unermüdlich feilen, um es den im Hertha-Kader vorhandenen Spielertypen bestmöglich anzupassen und es immer variantenreicher zu entwickeln.
Zu diesem Thema sollte man unbedingt die Analyse von Spielverlagerung lesen.
http://spielverlagerung.de/2016/04/01/ha-ho-he-dardai-bringt-hertha-an-die-spitze/
6. April 2016 um 17:11
Puuh Ja LR
Spielverlagerung.de bietet eine Menge Lesestoff.
Ich teile deinen Ansatz der Ballzirkulation bei hohem Tempo durch ballsichere Spieler. In meinen Augen hat Hertha nur 4 Spieler im Kader, welche all diese Anforderungen erfüllen: Darida, Haraguchi, Kalou und Weiser. Wobei Darida und Weiser in den letzten Spielen teilweise schon die Kraft für 90 Minuten Tempofußball fehlte. Vielleicht sollte Dardai in den letzten 8 Pflichtspielen dieser Saison nicht alle 4 von Anfang an bringen, sondern einen als frischen Spieler später einwechseln.