Hertha BSC besiegte den 1. FC Köln verdient mit 2:0 und steht in der Bundesligatabelle nun überraschend auf Platz 5. Richtig aussagekräftig ist diese gute Platzierung nach erst sechs Spieltagen natürlich nur bedingt, aber die Hertha-Fans schweben einfach auf Wolke 7. Denn es tut der Fan-Seele so ungemein gut, die Hertha-Mannschaft nicht nur erfolgreich, sondern endlich angstbefreit Fußballspielen zu sehen. Hertha-Trainer Pal Dardai und Co-Trainer Rainer Widmayer haben im Sommer ganze Arbeit geleistet. Ein neues, funktionierendes Spielsystem wurde eingeübt. Die körperliche Fitness der Spieler scheint ausgezeichnet zu sein. Und die Transfers passen wie Faust aufs Auge. Es grenzt an ein kleines Wunder, wie das Trainer-Duo aus der uninspirierten, verängstigten Mauern bis Blut kommt, Ball-bloß-schnell-wegschlagen Truppe der letzten Saison ein Team geformt hat, welches Ballbesitz, Spielwitz und Offensivdrang geradezu zelebriert.
Torjäger Vedad Ibisevic versenkt den Ball trocken zum 2:0 Endstand.
Foto: Getty Images
Matchwinner Vedad Ibisevic
Nach der Gala von Matchwinner Vedad Ibisevic gegen den 1. FC Köln sind bestimmt auch die letzten Zweifler überzeugt. Ibisevic ist genau der Mittelstürmer, den die Hertha-Mannschaft so lange vermisste. Er läuft richtig viel, ist immer anspielbereit, robust und ballsicher in Luft- und Zweikampf, äußerst kopfballstark, passsicher, auch abgezockt auf engstem Raum und das Wichtigste, Vedad Ibisevic ist extrem torgefährlich. Und er ist richtig fit und mitnichten zu alt für die Bundesliga. Der Transfer des Bosniers zur Hertha scheint also ein absoluter Glücksfall zu werden. Denn die von Hertha-Manager Michael Preetz mit dem VfB Stuttgart vereinbarten Transfermodalitäten sind von außen betrachtet sehr ungewöhnlich bis unglaublich günstig. In der Fachpresse wurden Vertragsdetails öffentlich gemacht, nach denen der VfB Stuttgart in den nächsten zwei Vertragsjahren jeweils knapp die Hälfte von Ibisevics Spielergehalt bezahlt, nämlich 1,3 Millionen Euro. Hertha BSC überweist jährlich 1,7 Millionen Euro auf das Konto des Spielers. Darüber hinaus wurde keine Ablösesumme bezahlt, wie es eigentlich üblich gewesen wäre. Der Transfer von Vedad Ibisevic vom VfB Stuttgart zu Hertha BSC erscheint in Zeiten explosionsartig aufgeblähter Ablösesummen und Spielergehälter für einen Vollblut-Stürmer dieses Kalibers ein geradezu traumhaftes Schnäppchen zu sein.
–
Ein sichtlich zufriedener Hertha-Trainer Pal Dardai gratuliert Johannes van den Bergh für seinen starken Kurzeinsatz.
Foto: Getty Images
Super-Sommer-Transfers von Hertha-Manager Michael Preetz
Vedad Ibisevic ist nicht der einzige Super-Sommer-Transfer von Hertha-Manager Michael Preetz. Der Wunderläufer Vladimir Darida ist absolut nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken. Seit Darida in Herthas Mittelfeld agiert, ist endlich die Spielkultur da, die so lange schmerzlich vermisst wurde. Durch die üble Verletzung von Peter Pekarik kam Neuzugang Mitchell Weiser gegen den 1. FC Köln zu seinem zweiten Einsatz von Beginn an. Wie der 21-jährige Weiser die rechte Seite trotz gebrochenem Zeh beackerte, war überaus beeindruckend. Und Herthas Verletzungsmisere erzwang ein weiteres Startelf-Debüt eines Sommer-Neuzugangs. Der 20-jährige Niklas Stark ersetzte gegen Köln den verletzten Sebastian Langkamp in der Innenverteidigung. Vor der Partie hatte man als Hertha-Fan insbesondere wegen Langkamps Ausfall tiefe Sorgenfalten im Gesicht. Sollte der in den letzten Spielen so treffsichere und bestens aufgelegte Kölner Stürmer Anthony Modeste die Kopfballhoheit in Herthas Strafraum an sich reißen und die Berliner versenken? Aber Niklas Stark bildete mit Hertha-Kapitän Fabian Lustenberger ein geradezu perfekt eingespieltes Innenverteidiger-Pärchen. Anthony Modeste konnte seine Stärken nicht ausspielen und blieb im Vergleich zu Herthas auftrumpfenden Torjäger Vedad Ibisevic auffällig blass und letztlich wirkungslos.
–
Herthas junger Innenverteidiger Niklas Stark ließ sich nicht von Kölns Torjäger Anthony Modeste abkochen.
Foto: Getty Images
Norwegens National-Torhüter Rune Jarstein
Der seit dem 1.1.2014 bei Hertha unter Vertrag stehende norwegische National-Torhüter Rune Jarstein hatte bislang wenige Möglichkeiten, sich im Hertha-Dress zu beweisen. Herthas Stamm-Torwart Thomas Kraft spielt konstant auf hohem Niveau, hat eine robuste Gesundheit und war in den letzten anderthalb Jahren nur selten verletzt. Auch wenn Keeper Kraft ab und an in der Kritik stand, sahen die Trainer Jos Luhukay und nun Pal Dardai immer davon ab, deshalb einen Torwartwechsel vorzunehmen. Die Nummer 1 braucht eben das ganze Vertrauen. Ein sinnlos entfachter Konkurrenzdruck ist schnell kontraproduktiv, verunsichert den Torwart unnötig und führt möglicherweise zu vermeidbaren Punktverlusten. Dieses Szenario will nun mal kein Trainer heraufbeschwören. Jetzt ist die Lage aber eine andere. Rune Jarstein rotierte durch Krafts Verletzung in die Startelf und zeigte gegen den 1. FC Köln eine starke Leistung. Für die Hertha-Fans wäre es schon sehr spannend zu beobachten, ob Jarstein dieses Leistungsvermögen auch im Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt wiederholen kann. Spätestens wenn Thomas Kraft wieder gesund ist, hat das Trainerteam eine Entscheidung zu treffen.
–
Norwegens National-Torhüter Rune Jarstein hielt seinen Kasten sauber. Im Spiel strahlte er Ruhe und Sicherheit aus. Nach dem Spiel strahlte er zurecht ob des Sieges und seiner guten Leistung über beide Backen.
Foto: Getty Images
Schiedsrichter Florian Meyer
Ticker. Hertha BSC – 1. FC Köln – 2:0 (1:0). 40.181 Zuschauer im Berliner Olympiastadion sahen ein unterhaltsames Flutlichtspiel mit vielen Strafraumszenen. Ganz anders als noch im April beim 0:0 an gleicher Stelle, als beide Mannschaften zuvorderst auf Spielverweigerung, Torabsicherung und Destruktion gepolt waren, hatten Pal Dardai und Rainer Widmayer dieses Mal mit zwei Stürmern auf Heimsieg gesetzt. Und auch der 1. FC Köln trug zur Unterhaltung bei. Denn Kölns Trainer Peter Stöger lässt seine Mannschaft die aktuelle Saison ebenfalls viel offensiver spielen. Schiedsrichter Florian Meyer und sein Schiedsrichtergespann lenkten die Partie zuerst recht kleinlich, was dem Spiel insgesamt aber sichtlich gut tat. Nur dem Herthaner Per Skjelbred zeigte Meyer eine Gelbe Karte. Die beiden Tore für Hertha BSC erzielte Mittelstürmer Vedad Ibisevic in der 43. per Kopfball und in der 94. Spielminute nach Vorarbeit von Alexander Baumjohann. Herthas Dauerläufer der Partie: Vladimir Darida mit wieder unglaublichen 13,76 gemessenen Kilometern.
Hertha BSC gegen 1. FC Köln
Hertha-Mannschaftsaufstellung, Einwechselspieler und Reservebank:
Hertha-Spiele Fußball-Historie
Ältere Spielberichte, Informationen und Meinungen zu Begegnungen beider Mannschaften vom Schiedsrichtergespann:
–
20. April 2015 – Hertha-Serie – Hertha BSC – 1. FC Köln – 0:0
24. November 2014 – Dreckiger Sieg – 1. FC Köln – Hertha BSC – 1:2
13. Mai 2013 – Zweitliga-Meister – 1. FC Köln – Hertha BSC – 1:2
30. November 2012 – Absteiger-Duell – Hertha BSC – 1. FC Köln – 1:1
12. März 2012 – Absturz wg Ladehemmung – 1. FC Köln – Hertha BSC – 1:0
01. Oktober 2011 – Zerlegt – Hertha BSC – 1. FC Köln – 3:0
03. April 2010 – Raffael Doppelpack – 1. FC Köln – Hertha BSC – 0:3
09. November 2009 – Schicksalsspiel – Hertha BSC – 1. FC Köln – 0:1
12. Mai 2009 – Kurs Königsklasse – 1. FC Köln – Hertha BSC – 1:2
28. November 2008 – Gefestigt – Hertha BSC – 1. FC Köln – 2:1
1. Bundesliga 6. Spieltag:
1. Bundesliga 6. Spieltag:
Pressekonferenz mit den Trainern Pal Dardai und Peter Stöger
Hertha BSC – 1. FC Köln
HerthaTV, der offizielle YouTube-Kanal von Hertha BSC
24. September 2015 um 17:41
„Herthas Stamm-Torwart Thomas Kraft spielt konstant auf hohem Niveau, ….“
Hüstel. Die hohen Bälle sind nicht gerade die Staärke von Thomas Kraft.
25. September 2015 um 11:44
Wenn man die kritikfreudige blau-weiße Brille absetzt und mal guckt, wo eine relativ ausgewogene Beurteilung zu finden ist, stößt man unweigerlich auf die Benotung durch das Fachmagazin Kicker. In der Kicker-Rangliste aller Torwarte der Bundesliga-Saison 2014/15 belegte Thomas Kraft zwar nur Platz 15 (nicht nur zufällig auch Herthas Tabellenplatz):
http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/spieltag/1-bundesliga/2014-15/topspieler-der-saison-torwart.html
Aber bei genauer Betrachtung, weicht die Durchschnittsnote von Kraft nur unmerklich ab von der anderer Bundesliga-Torhüter wie Karius, Hitz, Baumann oder sogar Zieler.
Die Kicker-Durchschnittsbewertung von 3,02 ist für mich unstrittig, Thomas Kraft spielte die letzte Saison konstant auf hohem Niveau, eben Bundesliga-Niveau untere Tabellenhälfte.
25. September 2015 um 17:02
Niveau ist immer eine Frage des Standpunkts, beim Betrachter.
Der momentane Standpunkt der Hertha ist Tabellenplatz 5 nach 6 Spieltagen.
So gut stand Hertha noch nie in der Bundesliga, seitdem es diesen Blog gibt.
Trotzdem scheue ich mich, daraus Prognosen für den weiteren Saisonverlauf abzuleiten
25. September 2015 um 18:08
Jetzt schon muntere Prognosen für Herthas Saison-Verlauf abzugeben, ist wahrlich etwas verfrüht. In der Tabelle stehen die meisten Teams noch eng bei eng.
Das Blog Schiedsrichtergespann.de startete übrigens im Sommer 2008.
Und in der folgenden Sahne-Saison 2008/09 unter Trainer Lucien Favre sollte Hertha BSC nur knapp die Champions League verfehlen. Am 20. Spieltag besiegte Hertha BSC Bayern München und belegte Tabellenplatz 1.
http://www.schiedsrichtergespann.de/greift-hertha-nach-der-meisterschale/
Für Hertha spielten damals Jaroslav Drobny im Tor; Friedrich und Simunic in der Abwehr; Lustenberger, Raffael, Kacar, Piszczek, Traore und Dardai im Mittelfeld; Pantelic und Voronin im Sturm.
25. September 2015 um 18:23
Platz 5 für Hertha
ist wie ein Grand Hand ♥ ♦ ♣ ♠.
Zum Vergleich der 6. Spieltag mit dem jeweiligen Tabellenplatz der Hertha
2014 – 14. TD -4 Punkte 5
2013 – 10. TD +3 Punkte 8
2011 – 10. TD +1 Punkte 9
2009 – 18. TD -7 Punkte 3
2008 – 10. TD -1 Punkte 8
http://www.schiedsrichtergespann.de/hertha-zeitschleife-murmeltier-2/
Favre startete damals (2008) schlechter in die Saison als derzeit Pal Dardai – auch mit einem Pokalaus gegen Borussia Dortmund.
War damals Dardai Spieler unter Favre?
25. September 2015 um 18:24
Ich ziehe die Frage zurück, hatte den letzten Satz um 18:08 nicht im Blick.
25. September 2015 um 18:41
Wir werden wohl nie erfahren, wie der ehemalige Spieler Dardai über seinen ehemaligen Trainer Favre denkt.
26. September 2015 um 13:04
Jeder Spieler wird durch seine guten Trainer geprägt. Taktikfuchs Lucien Favre hat Pal Dardai mit Sicherheit vieles vermittelt, was dieser jetzt in sein Spielkonzept einfließen lässt. Dardai spielte unter Favre auf der Sechs zentral im Mittelfeld. Er war dementsprechend ein äußerst wichtiger Baustein für Favres damals so hervorragend funktionierendes Defensiv-System.